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Konzeption, Implementierung und Evaluation einer Gesundheitsberichterstattung im urbanen Indien am Beispiel der indischen Megastadt Pune

Fachliche Zuordnung Humangeographie
Förderung Förderung von 2012 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 215994272
 
Erstellungsjahr 2016

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die im Projektantrag spezifizierte Ausgangsfrage und Zielsetzung wurde zu Projektbeginn nach einer systematischen Literaturrecherche und Stakeholder-Konsultation vor Ort fokussiert: Ziel des anwendungsorientierten Forschungsprojekts war die Konzeptualisierung eines Prototyps für eine urbane Gesundheitsberichterstattung (GBE) nicht-übertragbarer Erkrankungen in Pune, der in drei Gebieten getestet wurde. Gleichzeitig erfolgte eine Evaluierung des Implementierungsprozesses. In drei ausgesuchten Untersuchungsgebieten wurden in der ersten Projektphase sämtliche privaten Allgemeinmediziner (unabhängig vom jeweils praktizierten Medizinsystem) kartiert (n=370). In der zweiten Phase wurde eine Knowledge-Attitude-Practice (KAP)-Studie durchgeführt, um Wissen, Infrastruktur, Praktiken und Einstellungen zu GBE zu erheben (n=258). In der dritten Phase wurden Ärzte auf freiwilliger Basis für sechs Monate als Meldestellen in die regelmäßige Erfassung von Neuerkrankungen im Bereich der nichtübertragbaren Erkrankungen eingebunden (n=127). Die Ergebnisse der KAP-Studie zeigen, dass (1) private Allgemeinmediziner aller Medizinsysteme wichtige Erstkontakte für Patienten mit nicht-übertragbaren Erkrankungen in den drei Untersuchungsgebieten darstellen, (2) das Wissen der Allgemeinmediziner über GBE weitestgehend ungenügend ist, (3) die Teilnahme an GBE-Aktivitäten bisher begrenzt und (4) die Ausstattung der Praxen in vielen Fällen nicht ausreicht, um beispielsweise digitale ad hoc-Systeme zu implementieren. (5) Dennoch zeigten die Ärzte mit ihrer Teilnahmebereitschaft ein hohes Interesse an der Pilotstudie. In der Implementierungsphase des GBE-Systems konnten wichtige Erkenntnisse gewonnen werden: die geringe Abbruchrate, die gute Kooperationsbereitschaft, die Art der Berichterstattung und die Datenqualität sowie die positive Evaluierung der Studie seitens der Ärzte lassen darauf schließen, dass die Inklusion des privaten Gesundheitssektors der primären Versorgungsstufe in die GBE machbar und das Design übertragbar ist. Allerdings sollten dafür wichtige systemische, infrastrukturelle, Wissens- und Verhaltensbarrieren beseitigt werden. Da bisher in Indien keine gesetzliche Grundlage für eine routinemäßige GBE nicht-übertragbarer Erkrankungen existiert, empfiehlt sich auf Grundlage der Studienergebnisse für Pune sowie auch andere indische Städte ein aktiv unterstützendes Sentinel-System auf freiwilliger Basis zu etablieren, um epidemiologische Transformationsprozesse frühzeitig zu erkennen, geeignete präventive Maßnahmen zu ergreifen und adäquate kurative Angebote zu schaffen. Da nicht-übertragbarer Erkrankungen eine zunehmende Gefährdung der öffentlichen Gesundheit darstellen, kann durch ein solches System eine wichtige evidenz-basierte Wissensbasis für gesundheitspolitische Interventionen in Städten abgeleitet werden. Das Projekt stieß bei verschiedenen Akteursgruppen in Pune (Stadtverwaltung, Gesundheitsministerium, Ärzteschaft, Wissenschaftler), die in die verschiedenen Vorbereitungs- und Durchführungsphasen sowie die beiden Projekt-Workshops in Pune involviert wurden, auf großes Interesse.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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