The art of interpretation. Rubens and his printmakers (1580 to 1650)
Final Report Abstract
Das Projekt hatte sich zum Ziel gesetzt, ein für die Geschichte und Entwicklung der interpretierenden Druckgraphik zentrales Thema in den Mittelpunkt der Forschung zu stellen: Rubens und die Druckgraphik. Insbesondere ging es um die Zusammenarbeit dieses europaweit führenden flämischen Künstlers des 17. Jahrhunderts mit jenen Stechern und Holzschneidern, die, über knapp drei Jahrzehnte hinweg und unter seiner Aufsicht, in Antwerpen Gemälde seiner Hand in den Kupferstich und Holzschnitt übertragen haben. Das nun vorliegende Buch versteht sich als Abschluss einer Trilogie zur Geschichte der interpretierenden Druckgraphik. Zu den großen Überraschungen des Projekts zählte es, wie unerforscht in diesem Kontext ein grundlegender Aspekt war: das Verhältnis von Entwurf und Ausführung innerhalb der Produktion von Kupferstichen und Holzschnitten. Das betraf vor allem das Zusammenspiel der von Rubens, van Dyck und anderen Künstlern für die Stecher und Holzschneider angelegten "Modelli" mit den nach diesen gezeichneten oder gemalten Entwürfen ausgeführten Stichen und Holzschnitten. Hier blieb, wie sich bald zeigen sollte, für das Forschungsprojekt sehr viel zu tun, da sich bisherige Studien weitgehend auf das bereits ausgeführte Produkt, also den vollendeten Kupferstich oder Holzschnitt konzentriert und sich weniger mit Fragen der Interpretation und den einzelnen Schritten des Werkprozesses auseinandergesetzt hatte, als mit der Verbreitung und Rezeption der Kupferstiche und Holzschnitte. Entsprechend kam es innerhalb des Forschungsprojekts bereits nach kurzer Zeit zu einer Kurskorrektur, der Werkprozess, die detaillierte Rekonstruktion der einzelnen Schritte der künstlerischen Vorbereitung und zahlreichen konzeptionellen Verschiebungen zwischen Entwurf (Modello) und Ausführung (Bilddruck) wurden zum zentralen Fokus der Forschungen. Unter dieser Perspektive zählt es zweifellos zu den wichtigsten Erkenntnissen des Forschungsprojekts, wie konsequent und in welcher Intensität sich Rubens über den Zeitraum von knapp drei Jahrzehnten hinweg auch mit den Konzepten bereits abgeschlossener Gemälde seiner Hand beschäftigte und dass es für ihn, im Unterschied zu vielen anderen Künstlern der Zeit, die Vorstellung eines abgeschlossenen Bildkonzeptes prinzipiell nicht gab. Auch das Bildmedium der interpretierenden Druckgraphik verstand er vielmehr als Möglichkeit, bereits als Gemälde formulierte Bildkonzepte erneut zu überdenken, teilweise Jahrzehnte nach deren Vollendung noch einmal weiterzuentwickeln und zu verändern. Rubens beließ es also nie dabei, eines seiner Gemälde, selbst wenn es sich um einen renommierten Auftrag und ein besonders berühmt gewordenes Gemälde handelte, als vollendet oder sogar kanonisch zu betrachten. Konzeptuell blieb bei ihm vielmehr alles im Fluss, die Idee der ständigen konzeptionelle Veränderung wurde für ihn auch in der interpretierenden Druckgraphik zum wichtigsten künstlerischen Prinzi. Das 2020 erschienene Buch wurde von Wolfgang Ullrich (Leipzig) in der Süddeutschen Zeitung besprochen und von allen führenden Hochschul -und Museumsbibliotheken erworben. Inzwischen ist es überdies von zwei englischsprachigen Wissenschaftszeitschriften (Burlington Magazine und Print Quaterly) sowie vom deutsch-französischen Wisenschaftsjournal Regards croisées besprochen worden.
Publications
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Peter Paul Rubens and his brother Philip’s poems on “Judith“ and „Samson and Delilah“, in: Journal of the Warburg and Courtauld Institutes, vol. 77, 2014, S. 241–245
Hans Jakob Meier
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Die Kunst der Interpretation - Rubens und die Druckgraphik.
Dt. Kunstverlag, 2020, 424 S., ISBN 978-3-422-98064-8.
Hans Jakob Meier