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Wortbildung in Kallawaya: nominale Komposition und Inkorporation

Antragstellerin Dr. Katja Hannß
Fachliche Zuordnung Angewandte Sprachwissenschaften, Computerlinguistik
Förderung Förderung von 2012 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 218063607
 
In dem geplanten Nachfolgeprojekt soll es um die Wortbildungsprozesse der nominalen Komposition und Inkorporation im Kallawaya gehen. Das Kallawaya ist eine Misch- und Sondersprache des nordwestlichen bolivianischen Hochlandes, im Gebiet des Titicaca-Sees, die von traditionellen Heilkundigen verwendet wird. Als Mischsprache bezieht das Kallawaya seine Grammatik aus einer südlichen Quechua-Varietät, während sich das Lexikon vermutlich in wesentlichen Teilen aus dem heute ausgestorbenen und beinahe undokumentierten Pukina zusammensetzt. Die Misch- und Sondersprache Kallawaya entstand aus einer Sprachkontaktsituation, in der eine ehemals pukinasprachige Gemeinschaft zum Quechua wechselte, wobei große Bestandteile des Pukina-Vokabulars verloren gingen. Eine zentrale Hypothese des geplanten Fortsetzungsprojektes ist, dass die Wortbildungsprozesse der nominalen Komposition und Inkorporation eine Möglichkeit darstellen, verlorenes Pukina-Vokabular zu ersetzen. Zur Überprüfung dieser Hypothese werden drei Bearbeitungsschritte vorgeschlagen: 1) Zunächst soll eine Auswahl aller nominalen Komposita und Inkorporationen aus dem zu Beginn des aktuellen Projektes erstellten Datensatz erfolgen; 2) diese ausgewählten Komposita und Inkorporationen sollen anschließend mit Hilfe morphologischer, semantischer und etymologischer Kriterien klassifiziert werden; es ist geplant, zwei Datenbanken, eine für Komposita sowie eine weitere für Inkorporationen, anzulegen; 3) abschließend sollen diese beiden Datenbanken im Hinblick auf die zur Auswahl und Klassifizierung verwendeten Kriterien evaluiert werden. Nominale Komposita und Inkorporationen im Kallawaya sollen sowohl in Bezug auf allgemein typologische Merkmale wie auch bezüglich sprachspezifischer Kriterien überprüft werden. Es ist geplant, Komposita in Bezug auf ihre Köpfigkeit zu untersuchen sowie die grammatische Beziehung zwischen dem Kopf eines Kompositums und seinem/n modifizierenden Element/en zu beleuchten. Darüber hinaus sollen die Komposita des Kallawaya als 'root ' oder 'synthetic compounds' klassifiziert werden. Inkorporationen sollen bezüglich der Wortklasse und der morphologischen Form des inkorporierten Elementes überprüft werden; weitere Untersuchungskriterien für Inkorporationen sind die semantische Beziehung zwischen dem inkorporierenden Verb und seinem inkorporierten Nomen sowie die Valenz des inkorporierenden Verbes. Sprachspezifische Untersuchungskriterien, die auf eine Verbindung zwischen den Wortbildungsprozessen der Komposition und Inkorporation und dem Status des Kallawaya als Sondersprache abzielen, sind die Untersuchung der semantischen Domäne, der sich ein Kompositum bzw. eine Inkorporation zuordnen lässt sowie die jeweilige etymologische Zusammensetzung. Das geplante Nachfolgeprojekt setzt sich erstmals mit Wortbildungsprozessen im Kallawaya auseinander und ist damit nicht für Studien zu Sondersprachen relevant, sondern auch für typologische Untersuchungen zur Wortbildung.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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