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Jesus und die Steuerfrage. Die Zinsgroschenperikope auf dem religiösen und politischen Hintergrund ihrer Zeit mit einer Edition von Pseudo-Hieronymus, De haeresibus Judaeorum

Antragsteller Dr. Niclas Förster
Fachliche Zuordnung Evangelische Theologie
Förderung Förderung von 2012 bis 2013
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 221711474
 
Die Studie untersucht anhand der Zinsgroschenperikope (Mk 12,13-17 Par.) den für die Geschichte des jüdischen Volkes wie auch die Entwicklung des Christentums zentralen Konflikt mit der römischen Weltmacht, der mit der Verweigerung der Steuerzahlungen im Jahr 6. n.Chr. seinen Anfang nahm. Dabei tritt in der exegetischen Auseinandersetzung die Heranziehung hellenistisch-jüdischen und rabbinischen Quellenmaterials ins Zentrum. Darüber hinaus erschließt eine wissenschaftliche Erstedition bisher völlig unbeachtete patristische Überlieferungen des Pseudo-Hieronymus. Im Rahmen der Untersuchung wird eruiert, worin die spezielle Toraauslegung der jüdischen Opposition gegen die römischen Steuern eigentlich bestand. Sie ging wahrscheinlich auf Judas den Galiläer und seine Anhänger zurück und spitzte den Konflikt mit der römischen Seite geschickt auf aus jüdischer Perspektive zentrale – im 1. u. 2. Dekaloggebot verankerte – Gesichtspunkte zu; d.h. einerseits wurde der Kaiser als Landesherr abgelehnt – dies kommt nämlich allein Gott zu – und andererseits wurde der Gebrauch derjenigen römischen Münzen verworfen, mit denen die Steuern eingezogen wurden. Um diesen im biblischen Bilderverbot begründeten Münzboykott zu beleuchten, wird der sich um die Zeitenwende im Judentum radikalisierenden Auslegung dieses biblischen Gebots nachgegangen, und die symbolpolitischen Konflikte der Juden mit der römischen Seite, die sich an den für römische Geldstücke verbindlichen Kaiserbildern entzündeten, werden erörtert. Jesus aber ließ sich nach den Synoptikern vor seiner Antwort auf die Steuerfrage einen Denar bringen, um seine Gegner dadurch auf die Probe zu stellen, weil die Verweigerung der Verwendung römischen Geldes nach römischer Gesetzgebung mit dem Tod bestraft wurde. Er drehte den Spieß also um und erzwang durch das Anfassen und Ansehen des Denars eine Entscheidung in der Sache, bevor er sich äußerte. Das Ziel der Studie liegt sowohl in der Erweiterung der Quellenbasis als auch in einer konsequent von jüdischen Quellen (und Denkvoraussetzungen) her argumentierenden Exegese der Zinsgroschenperikope, die durch die Heranziehung bisher z.T. nie beachteten Materials (u.a. aus Qumran und rabbinischer bzw. christlich-patristischer Provenienz) die ganze Thematik in einem neuen Licht erscheinen lässt. Dadurch wird ein Weg zurück zur Gedankenwelt und Verkündigung des historischen Jesus an einem zentralen Punkt seiner Botschaft gewiesen: Jesus war sicherlich kein Revolutionär aber auch kein weltfremder Frommer. Er stellte vielmehr die kaiserliche Herrschaft unter einen von Gottes Zukunft bedingten Vorbehalt, verstand es aber auch seine Gegner (z.B. mittels des juristisch verankerten Annahmezwangs für römische Denare) wirkungsvoll an ihre Grenzen zu führen. Dies legt offen, wie Jesus die Rahmenbedingungen seiner (durch römische Gesetze maßgeblich definierten und auf einen gewaltsamen Konflikt mit den Römern u.a. wegen einer bestimmten Toradeutung hintendierenden) Epoche berücksichtigte und in gewissem eschatologischem Sinn zugleich auch transzendierte.Abschließend wird noch die Rezeptionsgeschichte der Zinsgroschenperikope in Röm 13, 1-7, im Thomasevangelium (NHC II 2, 49, 27-31) und in Pap. Egerton 2 (Frgm 2r) bzw. Pap. Köln 255 erörtert.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

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