Reurbanization in the United States and Germany: A comparative study of driving forces and spatial patterns of reurbanization processes in Portland and Stuttgart.
Final Report Abstract
Diese Studie ist die erste wissenschaftliche Untersuchung, die demographische Reurbanisierungsprozesse in den USA und Deutschland auf verschiedenen räumlichen Skalen systematisch verglichen hat. Sie greift damit eine Forschungstradition der Stadtanalysen zu urbanen Entwicklungsverläufen und Strukturen beiderseits des Atlantiks aus den 1970er und 80er Jahren auf und entwickelte sie unter Rückgriff auf neuere methodologische Diskussionen der international vergleichenden Stadtforschung weiter. Die Ergebnisse geben differenziert Aufschluss über die Gemeinsamkeiten und Divergenzen in den soziodemographischen Ausprägungen der Reurbanisierung auf regionaler und lokaler Ebene und zeichnen deren Veränderungen über einen Zeitraum von 20 Jahren – in Teilen sogar 30 Jahren – nach. Die Grundlage für die regionalstatischen Analysen (Modul 1) bildete der Vergleich der größten Metropolregionen beider Länder, vertieft am Beispiel von je fünf ausgewählten Großstadtregionen in den USA und Deutschland. Dabei wurde deutlich, dass Reurbanisierung durchaus als eine neue, allerdings in unterschiedlichem Ausmaß entwicklungsprägende, Phase der Raum- und Stadtentwicklung in verdichteten Regionen der USA und Deutschlands verstanden werden kann. In deutschen Stadtregionen äußert sich Reurbanisierung als intraregionaler Konzentrationsprozess, der als Teil einer interregionalen Kontraktion der Bevölkerung und Wirtschaftsleistung zugunsten der stärker verdichteten Regionen verstanden werden kann. In den USA ist Reurbanisierung – dort häufig als „back-to-the-city movement“ bezeichnet – dagegen ein räumlich enger eingegrenztes Phänomen. Hier konnten innerstädtische Gebiete nach Jahrzehnten der Schrumpfung seit den 1990er Jahren zum Teil starke Bevölkerungszuwächse auf sich ziehen. Die gesamtregionale Bevölkerungsentwicklung wird aber nach wie vor durch Suburbanisierungsprozesse geprägt. Gemeinsamkeiten und Unterschiede werden auch hinsichtlich der soziodemographischen Komposition innerstädtischer Bevölkerungszuwächse deutlich. So sind in Deutschland neben Bildungswanderern auch Familien mit Kindern als relevante Gruppe anzusehen, in den USA spielen Letztere im Prozess der Reurbanisierung dagegen keine bedeutende Rolle. Die vertiefende Untersuchung in den beiden Vergleichsstädten Stuttgart und Portland (Modul 2) hat weitere Erkenntnisse zu den kleinräumigen Unterschieden in den Ausprägungen der Reurbanisierung erbracht. Aus der statistischen Analyse, die durch jeweils vier teilräumliche Studien innerstädtischer Quartiere in Stuttgart und Portland abgestützt wurde, konnten Bevölkerungsentwicklung und Wohnbautätigkeit im Zeitverlauf differenziert erfasst und zueinander in Beziehung gesetzt werden. Auf dieser Basis wurde eine Typologie unterschiedlicher Reurbanisierungsmuster identifiziert. Die Stadtteilhistorie, die vorhandene Bebauungsstruktur und räumliche Anbindung, aber auch die vorhandene Sozialstruktur waren lokale materielle Gegebenheiten, die das Reurbanisierungsgeschehen im Stadtteil mitbestimmt haben. In sozial und baulich fragmentierten Stadtteilen erfolgte der Wandel im letzten Jahrzehnt mit stärkerer Wucht als in konsolidierten Stadtteilen mit homogener Bebauungsstruktur. Der Einwohnerzuwachs drückte sich in den Stadtteilen in baulichen Maßnahmen mit unterschiedlichen Korngrößen und Eingriffstiefen aus. Die höchsten Wachstumsraten erzeugten große, zentral gelegene Stadtumbauprojekte auf brachgefallenen Industrie-, Verkehrs- und Hafenflächen, während sich in homogenen Bestandsgebieten ein Einwohnerwachstum nahezu ohne Bautätigkeit beobachten ließ. Insgesamt lassen die Ergebnisse die Schlussfolgerung zu, dass Reurbanisierung als ein universeller Prozess der soziodemographischen und sozialräumlichen Restrukturierung in den Staaten des globalen Nordens angesehen werden kann. Wie sich Reurbanisierung stadträumlich ausbildet, mit welchen baulich-physischen Veränderungen der Siedlungsbestände sie einhergeht und welche sozialräumlichen Wirkungen sie hat, ist abhängig von lokalen und regionalen Kontexteffekten. Darunter sind die vorhandenen Baustrukturen, die Dynamik der demographischen und wirtschaftlichen Entwicklung, institutionelle Settings sowie die Stadtplanung und das stadtregionale Wachstumsmanagement von besonderer Bedeutung.
Publications
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(2012): Rezentralisierung der Stadtentwicklung? Kleinräumige Analyse des Wanderungsgeschehens in deutschen Großstädten. In: Brake, K., Herfert, G. (Hrsg.): Reurbanisierung. Materialität und Diskurs in Deutschland. Wiesbaden: VS Verlag, S. 198-215
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(2015): Kommunale Strategien im Vergleich. Urbanes Wohnen in Stuttgart, Mannheim und Freiburg. In A. Fricke, S. Siedentop, P. Zakrzewski (Eds.), Reurbanisierung in baden-württembergischen Stadtregionen (pp. 118-170). Hannover: ARL
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(2015): Suburbane Räume unter Anpassungsdruck – ein deutsch-amerikanischer Vergleich. In: Jessen, J., Roost, F. (Hrsg.): Refitting Suburbia. Erneuerung der Stadt des 20. Jahrhunderts in Deutschland und den USA, S. 23-41. Berlin: Jovis
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(2015): Wo wohnen Studierende in Stuttgart? Räumliche Verteilung von Wohnstandorten der Studierenden der Universität Stuttgart. Stuttgart: Städtebau-Institut
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