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Ontologie nach Quine: Fiktionalismus und Fundamentalität

Antragsteller Dr. Richard Woodward
Fachliche Zuordnung Theoretische Philosophie
Förderung Förderung von 2013 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 227070670
 
Die ontologische Frage ist, wie uns W.V.O. Quine bekanntermaßen lehrte, erstaunlich einfach. Man braucht nur drei Wörter, um sie zu stellen --- Was gibt es? --- und nur eines, um sie zu beantworten: Alles. Dennoch stellt das ontologische Projekt eine nicht zu unterschätzende Herausforderung dar, denn es besteht Uneinigkeit darüber, was es gibt und worauf „alles“ hinausläuft.Aber Quine hat nicht nur die ontologische Frage aufgezeigt: Er hat auch eine Methode zur Beantwortung dieser Frage bereitgestellt. Der Titel seines bahnbrechenden Aufsatzes "On What There Is" (in der deutschen Übersetzung: „Was es gibt“) ist daher nicht ganz zutreffend. Denn Quines Absicht ist es nicht aufzulisten, was es gibt, sondern vielmehr zu zeigen, wie wir bei der Beantwortung der Frage vorgehen sollten. Sein Aufsatz ist demnach keine Übung in Ontologie, sondern vielmehr in Metaontologie.Quine legt uns ontologisch interessierten Philosophen nahe, uns an den Naturwissenschaften zu orientieren, denn es sind diese Wissenschaften, die die fundamentale Struktur der Wirklichkeit nachzuzeichnen versuchen. Der leitende Gedanke hierbei ist dieser: Wenn unsere besten Theorien sagen, dass es gewisse Entitäten gibt, so ist das ein Grund dafür, diese Dinge in unsere Ontologie aufzunehmen. Und Quine war der Ansicht, dass uns die Naturwissenschaften auf mehr als nur auf konkrete Dinge, wie etwa Äpfel und Birnen, festlegen. Denn immerhin ist naturwissenschaftlicher Diskurs untilgbar auf abstrakte Entitäten festgelegt --- etwa auf Spezies, Zahlen, Funktionen oder Mengen.Obwohl die Mehrheit der Philosophen, die sich in den letzten 60 Jahren der Ontologie gewidmet hat, dabei einen weitgehend Quineschen Ansatz verfolgt hat, gab es doch schon immer Gegenstimmen zu dieser Vorgehensweise. Zwei Gruppen stechen hierbei besonders hervor:Die Moderaten akzeptieren den Quineschen Ansatz weitgehend, vertreten aber die Auffassung, dass es Möglichkeiten zur Vermeidung der ontologischen Festlegung gibt, die Quine außer Acht gelassen hat. Zu dieser Gruppe zählen vor allem die Fiktionalisten, wie Stephen Yablo und Joseph Melia.Die Radikalen hingegen lehnen den Quineschen Ansatz vollständig ab, entweder mit der Begründung, dass Quine die ontologische Frage falsch identifiziert habe oder aber mit der Begründung, dass seine Strategie zur Beantwortung der Frage fehlerhaft sei. Zu den Radikalen zählen unter anderem Kit Fine und Jonathan Schaffer, die Fragen der Fundamentalität in den Vordergrund ontologischer Untersuchungen stellen.Unser Forschungsprojekt rückt diese Post-Quineschen Ansätze zur Metaontologie in den Fokus. Unser Hauptziel ist eine detaillierte und systematische Kritik des Quineschen Ansatzes und seiner zeitgenössischen Rivalen. Folglich geht es uns zunächst darum aufzuzeigen, wo die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen der Quineschen Herangehensweise und den konkurrierenden Ansätzen liegen, um so punktgenau identifizieren zu können, wo die alternativen Ansätze von der Quineschen Orthdoxie abweichen und so schließlich die jeweiligen Vorteile der unterschiedlichen metaontologischen Auffassungen auswerten zu können.
DFG-Verfahren Emmy Noether-Nachwuchsgruppen
 
 

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