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Oszillatorische neuronale Verarbeitung emotionaler und furchtrelevanter Reize bei affektiven Störungen

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2006 bis 2008
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 22708886
 
Erstellungsjahr 2008

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Während des Projektzeitraums wurde die affektive Modulation des oszillatorischen neuromagnetischen evozierten „steady state" Feldes (steady state visual evoked field, ssVEF) bei gesunden und depressiven Probanden untersucht. Dabei werden emotionale Bilder aus einem standardisierten Stimulusmaterial 10 Hz helligkeitsmoduliert präsentiert. Dies führt zu einer oszillatorischen neuromagnetischen Gehirnantwort derselben Fundamentalfrequenz, welche mit einem Magnetoencefalographen gemessen werden kann. Unter Verwendung von realistischen Hirnmodellen und einer Minimum-Norm Schätztechnik wurden die kortikalen Quellen der ssVEF bestimmt. Hoch erregendes emotionales Stimulusmaterial provozierte eine höhere ssVEF Amplitude als neutrale Bilder in visuellen Arealen bis in den dorsalen Verarbeitungspfad hinein. Dies konnte bei den gesunden und depressiven Patienten gleichermaßen beobachtet werden. Diese Arousalmodulation war jedoch bei den Patienten im rechten temporoparietalen Kortex wesentlich abgeschwächt, wohingegen die Kontrollen ihre maximale Arousalmodulation in dieser Region erfuhren. Dieser Befund spricht deutlich für das Heller'sche neuropsychologische Modell der Depression. Hierbei kommt dem rechten temporoparietalen Kortex eine besondere Rolle bei der Verarbeitung von hocherregenden Stimuli zu. Depressive Patienten sollen nach dem Modell durch eine Hypoaktivierung dieser Zone gekennzeichnet sein, welches sich in einem emotionalen Hypoarousal widerspiegelt. Emotionale Reaktionen sind oft erlernt. Bei der Furchtkonditionierung wird ein neutraler Reiz mit einem aversiven Ereignis (US) gepaart. Nach einer Lernphase führt die Präsentation des vorher neutralen Reizes (CS) zu einer Furchtreaktion. Dabei ist nicht ganz klar, inwieweit kognitive Prozesse wie z.B. die Erwartung des US-Auftretens bei diesem Lernprozess eine Roile spielen. Steady state VEFs, welche durch einen visuellen CS evoziert werden, zeigen erhöhte Amplituden in visuellen und parietalen Hirnregionen wie die oben berichteten emotionalen Bilder. In dem vorliegendem Projekt wurde untersucht, inwieweit die ssVEF Amplitudenerhöhung nach dem CS-US Lernen auf die US-Erwartung oder auf die Assoziationsstärke der CS-US Paarung zurückzuführen ist. Unter Verwendung eines Paradigmas zur „gambler's fallacy" konnte gezeigt werden, dass die verstärkte visuelle Verarbeitung im visuellen Kortex von der US-Erwartung dissoziiert und als Funktion der Assoziationsstärke angesehen werden kann.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • 2007. Mapping of MEG Slow Wave Activity in Alzheimer's Disease using Distributed Source Models. Psychophysiology. 44, S102
    Moratti S., Fernandez A., Maestu F., Campo P., Ortiz T.
  • 2008. Hypofunction of right temporoparietal cortex during emotional arousal in depression. Archives of General Psychiatry. 65. 532-541
    Moratti S., Rubio G., Campo P., Keil A., Ortiz T.
  • 2008. Increased biomagnetic activity in the ventral pathway in mild cognitive impairment. Clinical Neurophysiology. 119(6). 1320-1327
    Mastú F., Campo P., Del Rio D., Moratti S., Gil-Gregorio P., Fernández A., Capilla A., Ortiz T.
 
 

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