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Grenzüberschreitende Arbeitnehmerüberlassung. Die Konstitutierung von Märkten und transnationaler Regulierung im interregionalen Vergleich
Antragstellerin
Professorin Karen A. Shire, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Empirische Sozialforschung
Förderung
Förderung von 2012 bis 2016
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 227795227
Das Forschungsvorhaben untersucht die Konstituierung von transnationalen Märkten für Zeitarbeit. Im Fokus steht die Rolle von Akteuren der privatwirtschaftlichen Arbeitsvermittlung und die Entwicklung von transnationaler Governance in zwei Weltregionen – der Europäischen Union und Ostasien. Die Forschung wird theoretisch geleitet von Theorien transnationaler Organisationen und wirtschaftssoziologischen Ansätzen zur Konstituierung von Märkten. Bei beiden Ansätzen steht die Rolle von Akteuren und Aushandlungsprozessen für die Entstehung von transnationalen- und nationalen Marktinstitutionen im Vordergrund. Zentrale Forschungsfragen sind, ob, warum und wie Märkte für Zeitarbeit transnationale Dimensionen annehmen und welche Reichweite aktuelle nationale und internationale Regulierungsmaßnahmen jeweils besitzen. Um generalisierbare Befunde jenseits der EU als typischem Untersuchungsobjekt für transnationale Studien zu erlangen, ist das Forschungsdesign interregional vergleichend angelegt. Im Forschungsdesign bilden transnationale Zeitarbeitsunternehmen und Interessensverbände die Untersuchungseinheit, das Zusammenspiel von nationalen und (supra-national) regionalen Aktivitäten die Analyseebene. Ausgehend vom Stand der Forschung zur Transnationalisierung von Zeitarbeit hat sowohl in Europa, als auch in Ostasien die Integration von Transformations-Ländern in regionale Ökonomien zu einer Ausweitung von Zeitarbeitsvermittlung über nationale Grenzen hinweg geführt. Für den angestrebten Regionenvergleich werden Unterschiede, aber auch einige Ähnlichkeiten erwartet. Regionale Unterschiede sind in der Transnationalisierung der Personalvermittlungsindustrie zu erwarten: global operierende europäische Unternehmen scheinen eine eigenständige transnationale Identität jenseits ihrer nationalen Ursprünge herausgebildet zu haben, wohingegen sich die Transnationalisierung in Asien durch die Diffusion des japanischen Zeitarbeitmodells in andere asiatische Kontexte entwickelt. Ein zweiter Unterschied betrifft die Einbettung von Arbeitnehmervertretungen in nationale Kontexte, was besonders in Europa zu Interessenskonflikten zwischen nationalen Gewerkschaften und Vertretungen auf der EU-Ebene führt und möglicherweise die Schaffung einer Regulierung für transnationale Arbeitsvermittlung verhindert. In Ostasien sind Gewerkschaften eher auf der Unternehmensebene angesiedelt und nur in geringem Ausmaß in der nationalen Politik vertreten. Eine ausgeprägtere Interessenvertretung erreichen „new social movement unions,“ die durch eine stärkere Integration in transnationale NGO Organisationen gekennzeichnet sind. Abschließend könnte Hinweise auf regulative Fragmentierung in der EU bedeuten, dass Formen von „new governance“ einer effektivere Regulierung von grenzüberschreitenden Arbeitsmärkten in beiden Weltregionen liefert.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen