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Techniken und Praktiken der Zusammenarbeit in transnationalen Projekten der Softwareentwicklung

Subject Area Empirical Social Research
Term from 2012 to 2015
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 227795796
 
Final Report Year 2017

Final Report Abstract

Ein Aspekt der Digitalisierung des Arbeitslebens ist es, dass ein beständig wachsender Teil des gesellschaftlichen Arbeitsvorkommens in Form von Telearbeit durchgeführt werden kann. Gegenstand von Telearbeit können alle informationsverarbeitenden Arbeitstätigkeiten werden, deren Inputs und Ergebnisse sich in Form digitaler Zeichenketten kodieren und übermitteln lassen und die sich dementsprechend im Prinzip von jedem Ort aus durchführen lassen. Vor diesem Hintergrund gewinnt die Frage der Strukturierung der Zusammenarbeit in räumlich verteilten Arbeitszusammenhängen wissenschaftlich wie gesellschaftspolitisch an Bedeutung. Zusammenarbeit in räumlich verteilten Arbeitszusammenhängen ist im Zeitalter der Informationstechnologie immer auch technisch vorstrukturierte Zusammenarbeit. Diesen, in der sozialwissenschaftlichen Forschung über das Offshoring von Arbeitstätigkeiten bislang wenig thematisierten Aspekt hat das Projekt für den Fall transnationaler Projekte der Softwareentwicklung empirisch untersucht. Als Ergebnis eines außerordentlich aufwändigen Akquise-Prozesses können wir unsere Ergebnisse auf vier Fallstudien stützen, die vier zum Untersuchungszeitpunkt laufende transnational verteilte Softwareprojekte zum Gegenstand haben und die wir sowohl am westeuropäischen Haupt-wie auch am osteuropäischen Verlagerungsstandort beforschen konnten. Es gibt nach unserer Kenntnis zumindest für Europa bislang keine andere sozialwissenschaftliche Studie, die diese Art von Feldzugang in diesem Umfang aufweist. Unsere Frage nach den Techniken und Praktiken der Zusammenarbeit in transnationalen Softwareprojekten zielte in erster Linie auf die Rolle stark strukturierter Software-Werkzeuge und den Umgang mit ihnen. Dahinter stand die Vermutung, dass die Möglichkeit der technischen Strukturierung der gemeinsamen Arbeitsaufgabe sich begünstigend auf die Kooperation zwischen räumlich verteilten Projekt-mitarbeiter auswirken würde. Diese Vermutung wird in unseren Fallstudien auch deutlich bestätigt. Überraschend für uns war jedoch, in welchem Umfang die sachtechnisch verfestigten Verfahren in Gestalt der betreffenden Software-Werkzeuge in Abhängigkeit zu vorgängigen Verfahren stehen, die in Gestalt von Vorgehensmodellen und damit in Form von Organisationstechniken verfestigt sind. Ein zweiter überraschender Befund ist das außerordentlich hohe Niveau an technischer und organisatorischer Standardisierung, verbunden mit einem erstaunlich hohen Einsatz stark strukturierter Werkzeuge, das bzw. den wir in den von uns beforschten kleinen und mittelgroßen Softwareprojekten vorgefunden haben. Diese Standardisierung beruht primär auf De-facto-Standards und erfasst ein weites Spektrum unterschiedlicher Komponenten des Arbeitszusammenhanges der Softwareproduktion. Es sind nicht die einzelnen technischen Standards für sich genommen, sondern der Zusammenhang miteinander kompatibler technischer, organisatorischer, tätigkeitsbezogener, sprachlicher und begrifflicher Standards, der erst zusammengenommen für das vorgefundene Niveau an Homogenisierung der beobachteten Arbeitszusammenhänge verantwortlich ist. Diese verteilte Standardisierung scheint uns als Ermöglichungsbedingung grenz- und kulturübergreifender Arbeitszusammenhänge von großer Bedeutung zu sein.

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