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Stressbezogene Veränderungen des Essverhaltens bei Adipositas

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Akustik
Förderung Förderung von 2012 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 229082124
 
Erstellungsjahr 2015

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Dem durchgeführten Projekt liegt ein hypothetisches Modell über die Auswirkungen von Stress auf das Essverhalten zugrunde, das biologische, psychologische und verhaltensorientierte Faktoren berücksichtigt. Es wird davon ausgegangen, dass Stress zu einer Beeinträchtigung der Hunger- und Sättigungsregulation führt, indem sowohl die Art des Essverhaltens als auch die Sekretion gastrointestinaler Peptidhormone verändert wird. Basierend auf den Annahmen des Modells wurde ein kontrolliertes Laborexperiment mit 85 adipösen und normalgewichtigen Frauen durchgeführt. Vor und nach einem psychosozialen Stressor wurden Speichel-Cortisol sowie die gastrointestinalen Peptide PYY und Ghrelin gemessen und mit den Werten aus einer Kontrollbedingung und einer normalgewichtigen Kontrollgruppe verglichen. Außerdem wurden zentrale Kenngrößen der Mikrostruktur des Essverhaltens während des Verzehrs einer Labormahlzeit erfasst. Stress führte bei den adipösen Frauen bei der Labormahlzeit zu einer niedrigen anfänglichen Essgeschwindigkeit, die aber nicht beibehalten wurde, sondern sich zum Ende der Mahlzeit hin beschleunigte, wie es für Personen mit einer hohen kognitiven Kontrolle der Nahrungsaufnahme typisch ist. Bei den normalgewichtigen Frauen hingegen kam es nach dem Stressor generell zu einer Stimulierung der Nahrungsaufnahme. Die Steuerung des Essverhaltens bei den Adipösen wurde möglicherweise durch Ghrelin beeinflusst, da der zu erwartende postprandiale Abfall der Ghrelin Werte spezifisch bei der adipösen Gruppe langsamer ausfiel und das demzufolge länger persistierende Hungersignal schneller zur erneuten Kalorienaufnahme beiträgt. Sowohl durch die Ghrelin-Werte als auch durch die PYY-Werte konnte das Essverhalten im Labor für beide Vergleichsgruppen vorhergesagt werden. Insgesamt sprechen die Ergebnisse für eine starke Abhängigkeit des Essverhaltens Adipöser von externalen Reizen wie Stress und für Defizite bei der adäquaten Wahrnehmung des momentanen Hunger-und Sättigungszustandes. Als biologische Basis für eine veränderte Hunger-Wahrnehmung deutet sich eine stressspezifisch veränderte Ghrelin-Sekretion an.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2015) Stress inhibits PYY secretion in obese and normal weight women Eating and Weight Disorders
    Kießl, G, Laessle, R
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1007/s40519-015-0231-y)
  • (2015). Stress-related cortisol response and laboratory eating behavior in obese women. Eating and Weight Disorders Apr 1 [Epub ahead of print]
    Lorig, F., Kießl, G., & Laessle, R.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1007/s40519-015-0190-3)
 
 

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