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Der weibliche Blick beim Aufbau des Landes Israel Architektur, Zionismus und Alija in den Schriften einer Pionierarchitektin

Antragstellerin Dr. Ines Sonder
Fachliche Zuordnung Kunstgeschichte
Förderung Förderung von 2013 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 229151451
 
Die ersten Architektinnen am Beginn des 20. Jahrhunderts haben sich nur selten schriftlich zu Fragen ihrer Professionalisierung und den Bedingungen ihrer Architekturproduktion in einem männerdominier-ten Berufsfeld geäußert. Ihre Bauten und Projekte als Ausdruck ihres "künstlerischen Statements" und architektonischen Vermächtnisses erschließen sich der geisteswissenschaftlichen Forschung daher auch schwerer, als die baulichen und philosophischen Reflexionen und Schriften ihrer männlichen Kollegen. Informationen über ihre Arbeit und ihren Wirkungskreis lassen sich häufig allein über die zeitgenössische Fach- und Frauenpresse eruieren, da bis auf wenige Ausnahmen Architektinnen-Nachlässe dieser ersten Generation fehlen. Vor diesem Hintergrund ist der zum großen Teil erhaltene schriftliche Nachlass der aus Deutschland gebürtigen jüdischen Pionierarchitektin Lotte Cohn (1893 Berlin-1983 Tel Aviv) für die Forschung zur internationalen Architektinnenhistorie von großer wissenschaftlicher Relevanz. Als erste Frau ihrer Profession wanderte sie 1921 in das damalige Mandatsgebiet Palästina ein und war hier maßgeblich an den ersten Architektur- und Siedlungskonzeptionen bei der Errichtung einer neuen "jüdischen Heimstätte" beteiligt. In einem Zeitraum von über 60 Jahren reflektierte sie in Briefen, Selbstzeugnis-sen, Artikeln und Vorträgen über ihre Arbeit und beruflichen Erfahrungen im neuen Land, berichtete von den Anfängen der zionistischen Baubranche und Architekturentwicklung, der Planung der ersten Genossenschaftssiedlungen des Kibbuz und Moschav bis hin zu allgemeinen Betrachtungen zu Archi-tektur und Städtebau nach der Staatsgründung Israels und weltweit. Als eine der ersten deutschen Zionistinnen zu Beginn der 1920er Jahre in Palästina verstand sich Lotte Cohn zudem als schreibende Zeitzeugin ihrer Generation der Einwanderer der Dritten Alija. Auch in dieser Hinsicht ist ihr Nachlass von Forschungsinteresse, da nur wenige Zeitzeugnisse und Berichte die Lebenswege der etwa 2.000 deutschsprachigen Juden, darunter viele Frauen, dokumentieren, die vor 1933 in Palästina lebten.Ziel des interdisziplinären Forschungsprojektes ist es, anhand der Schriften Lotte Cohns den kontex-tuellen Raum ihrer Arbeit in der israelischen Bau- und Siedlungsgeschichte im 20. Jahrhundert zu erschließen, zu dokumentieren und kritisch zu kommentieren. Im Zentrum einer solchen quellenkriti-schen Analyse stehen Fragen der soziologischen, ideologischen und politischen Dimension von Architekturproduktion beim Aufbau des jüdischen Staates, die Institutionalisierung von fachlichen Netzwerken unter zionistischen Architekten, die Chancengleichheit bei zionistischen Bauprojekten, sowie die Frage nach dem weiblichen Blick auf die zionistische Architektur und Stadtplanung. Darüber hinaus sieht das Forschungsprojekt ein wichtiges Ziel in der Dokumentation der deutschsprachigen Einwanderung vor 1933 und ihrem Beitrag beim Aufbau Erez Israels. Eine Datenbank befindet sich im Aufbau.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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