The Female View on Building the Land of Israel Architecture, Zionism and Aliyah in the Writings by a Pioneer Woman Architect
Final Report Abstract
Der schriftliche Nachlass der Architektin Lotte Cohn ist ein wichtiges Quellenkonvolut zu ihrem Leben und Werk als Pionierarchitektin am Beginn des 20. Jahrhunderts. Es gehört zu den wenigen Zeugnissen über die Professionalisierung und Berufssituation dieser ersten Generation, von der sich nur wenige Nachlässe erhalten haben. In einem Zeitraum von über 60 Jahren reflektierte Lotte Cohn in Briefen, Selbstzeugnissen, Artikeln, Manuskripten und Vorträgen über ihre Arbeit und beruflichen Erfahrungen als erste Architektin im Lande Israel, in dem sie von den Anfängen der zionistischen Baupraxis und Architekturentwicklung berichtete, angefangen in den 1920er Jahren mit den Planungen der Genossenschaftssiedlungen des Kibbuz und Moschav bis hin zu allgemeinen soziologischen und politischen Betrachtungen zu Architektur und Städtebau nach der Staatsgründung Israels und weltweit. Der „weibliche Blick“ wird dabei vor allem in Schriftzeugnissen über die Ausbildungssituation und Berufschancen der ersten Frauen im Architekturfach deutlich, die sich in einem bis dato männlich dominierten Umfeld behaupten mussten. Im Kontext ihrer eigenen Berufspraxis in Palästina und in Israel lassen sich Indikatoren vor allem dort nachweisen, wo es sich um spezifisch Bauaufgaben für Frauen und Mädchen (z.B. Ausbildungsstätten) oder Fragen der häuslichen Organisation der Einwanderer aus Deutschland nach 1933 handelt, wo sie als Planerin und Beraterin von neuen Lebensumständen fungierte. Hierbei wird ihr Beitrag zur Gleichberechtigung der Geschlechter in der Nutzung des Raumes deutlich und lässt sich an Wohnungsgrundrissen und damit zusammenhängenden Überlegungen ablesen. Auf diesem Prinzip beruhten auch die Planungen ersten der Genossenschaftssiedlungen des Kibbuz und Moschavs, an denen Lotte Cohn während ihrer Zusammenarbeit mit Richard Kauffmann in den 1920er Jahren maßgeblich beteiligt war. Ihre Mitwirkung bei der Umsetzung und Entwicklung dieser weltweit neuartigen Modelle des gleichberechtigten Zusammenlebens beider Geschlechter auf genossenschaftlicher Basis, basierend auf städtebaulichen und funktionalistischen Überlegungen, sind innerhalb der weiblichen Architekturgeschichte am Beginn des 20. Jahrhunderts singulär. Aus den Schriften Lotte Cohns lassen sich zudem wichtige Erkenntnisse zu den Biographien und Lebenswegen der zionistischen Einwanderer aus Deutschland vor 1933 ablesen, die in der Forschung bislang Desiderat sind, insbesondere zu den Emigrationsmustern und Tätigkeitsfeldern von Frauen in Palästina. Die Ergebnisse des Forschungsprojektes sollen in einer Monographie mit ausgewählten Schriften Lotte Cohns veröffentlicht werden. Die Publikation ist für 2016 geplant. Nach dem Werkkatalog (2009) und der Biographie (2010) wird damit eine dritte Veröffentlichung zu ihrem Leben und Werk vorgelegt, die weitere Forschungen zu den Pionierarchitektinnen, zur Architekturgeschichte Israels, zur deutsch-jüdischen Einwanderung in Palästina, zum deutschen Zionismus und in den Gender Studies anregen soll.
Publications
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Kamele vor „Bauhaus-Architektur“. Was eine Postkarte aus Tel Aviv erzählt, in: DAVID. Jüdische Kulturzeitschrift, 25. Jg., Heft 99 (Dezember 2013), S. 46–47
Ines Sonder
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Über Architektur und die Identifikation mit dem Land Israel. Lotte Cohn und Julius Posener im Briefwechsel, 1947–1983, in: 1. Jahrbuch Zentrum Jüdische Studien Berlin-Brandenburg: Von der jüdischen Aufklärung über die Wissenschaft des Judentums zu den Jüdischen Studien in Berlin, Brandenburg und Preußen, hg. von Christina von Braun et al., Berlin: Hentrich & Hentrich, 2014, S. 131–147
Ines Sonder
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„Das wollten wir. Ein neues Land …“ Deutsche Zionistinnen als Pionierinnen in Palästina, 1897–1933, in: MEDAON – Magazin für jüdisches Leben in Forschung und Bildung, 8. Jg., 2014
Ines Sonder