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Kura in Bewegung! Menschen, Pflanzen und Tiere im mittleren Kuratal, 6.-3. Jt. v. Chr.
Antragstellerin
Professorin Dr. Barbara Helwing
Fachliche Zuordnung
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Förderung
Förderung von 2013 bis 2016
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 230142459
Kura in Motion! strebt die Untersuchung von Mobilitätsmustern bei prähistorischen Menschen, Tieren und Pflanzen in einer dynamischen Landschaft im Südkaukasus in einer Region entlang des Mittellaufs der Kura an, zwischen der Milebene in Südaserbeidschan im Osten, über Tovuz mit Mentesh Tepe in Westaserbeidschan in der Mitte und die Bolnisi in Ostgeorgien mit Aruchlo am westlichen Ende reicht. Chronologisch richten wir unsere Aufmerksamkeit auf die prähistorischen Zeiten vom Beginn der Sesshaftwerdung (6. Jt. v. Chr.) bis in die frühe Bronzezeit (3. Jt. v. Chr.).Kura in Motion! ist aus einem vorangehenden Forschungsprojekt (Ancient Kura) entstanden, das sich in der gleichen Region und in Kooperation zwischen weitgehend den gleichen deutschen und französischen Beteiligten in geographisch und chronologisch ergänzenden Untersuchungen der Interaktion von Menschen und der Landschaft widmete. Die Ergebnisse zeigen parallele, aber individuelle Strategien in den drei Regionen in fast jedem Aspekt der Lebensweise, die sich in Mustern von Bewegung zeigen. Bewegung kennzeichnet (1) die Entwicklung der Landschaft, die direkt von den Schwankungen des Seespiegels im Kaspischen Meer abhängt; (2) die Siedlungsmuster seit dem Neolithikum mit kurzfristig wechselnden Belegungen; (3) Ursprung und Bezüge von Tier- und Pflanzenbestand sowie variable Weidewirtschaft; (4) die Zugänglichkeit unterschiedlicher Rohmaterialien.Das Programm Kura in Motion! wird sich auf Aspekte der Bewegung in vier Feldern konzentrieren: (1, 2) unterschiedliche Raten von Erosion und Sedimentation aufgrund der Seespiegelschwankungen des Kaspischen Meers haben einen starken Einfluss auf menschliches Siedlungsverhalten. Inder Milebene wechseln die Standorte häufig, Mentesh zeigt abwechselnd Besiedlung und Aufgabe, und Aruchlo blieb zeitweilig konstant; diese divergierenden Strategien sollen durch Methoden der Landschaftsarchäologie und Geoarchäologie untersucht werden. (3) die früheste sesshafte Bevölkerung ist bereits mit einem vollständigen Set domestizierter Pflanzen und Tiere unbekannter Herkunft ausgestattet; aDNA Analysen zeigen ein "kaukasisches Muster" hoher Variabilität, das den wenigen Daten aus der Zagros-Region ähnelt. Die Neolithisierung kann primäre Domestikation einerseits und importierte oder immigrierte Bestände andererseits umfassen; außerdem wird das Fehlen sichtbarer Fundorte vom 5. bis 3. Jt. oft durch eine Hinwendung zu nomadischer Wirtschaftsweise erklärt; dies soll durch Isotopenuntersuchungen an Tierzähnen untersucht werden. (4) Materialien in Bewegung umfassen Meeresmuscheln, Karneol, Türkis, metamorphes Gestein, Feuerstein, Obsidian und Metall, die über weite Entfernungen verhandelt wurden; im 4. Jt. zirkulierten sogar Keramikgefäße. Herkunftsbestimmungen und fundortspezifische Rekonstruktionen technologischer und funktionaler Muster versprechen neue Einsicht in diese Muster der Bewegung von Menschen, Pflanzen, Tieren und Materialien im Südkaukasus.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Frankreich
Beteiligte Person
Dr. Bertille Lyonnet