Unterschwellige Entzündungsprozesse bei der Depression: Bedeutung für die somatische Gesundheit
Final Report Abstract
Das durchgeführte Forschungsprojekt hatte zum Ziel, die Zusammenhänge zwischen depressiver Verstimmung und peripheren Entzündungsprozessen zu untersuchen. Bisherige Untersuchungen im Querschnitt hatten ergeben, dass depressive Symptome mit Markern für periphere Entzündung zusammenhängen, jedoch konnte aufgrund des querschnittlichen Charakters nicht mit Sicherheit gesagt werden, ob Depression oder andere negative psychische Zustände Ursache oder Folge von Entzündungsprozessen sind. Das vorliegende Projekt hatte zum Ziel, beide Faktoren im Längsschnitt wiederholt zu messen, und so über den temporalen Zusammenhang („Was tritt zuerst auf: Depression oder Entzündung?“) Rückschlüsse auf die Frage nach der Ursache und den vermittelnden Mechanismen ziehen zu können. Hierzu wurden mehr als 200 gesunde junge Frauen über einen Zeitraum von insgesamt drei Jahren untersucht. Während dieses Zeitraumes wurden die Teilnehmerinnen in 6-monatigen Abständen umfangreichen psychologischen sowie psychoendokrinologischen Tests unterzogen. Als wichtigstes Ergebnis konnte gezeigt werden, dass periphere Entzündung, gemessen durch die Entzündungsmarker Interleukin-6 (IL-6) und C-reaktives Protein (CRP) im Blutplasma offenbar eher eine Folge als eine Ursache für depressive Symptome ist. In unseren Studien an jungen Frauen zeigte sich, dass kurzfristige Abweichungen (im Zeitraum von 1-2 Wochen) von der allgemeinen Stimmungslage die beste Vorhersagekraft für Erhöhungen im IL-6, aber nicht im CRP hatten. Des weiteren lassen die Ergebnisse verschiedener Teilstudien vermuten, dass psychische Zustände vornehmlich über Veränderungen des sympathischen Nervensystems, und weniger über die Hypothalamus- Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HHNA) vermittelt werden. Zudem scheint es so zu sein, dass psychischer Stress zuerst zu Veränderungen in der Balance verschiedener Transkriptionsfaktoren innerhalb von Zellen führt, die erst bei längerer Dauer oder extremer Ausprägung von Stress zu im Blut messbaren Veränderungen führen. Zusammengenommen zeigen die Ergebnisse, dass es, zumindest bei jungen Personen, offenbar eine deutlicher ausgeprägte Wirkrichtung vom zentralnervösen Stressempfinden, über Veränderungen der Stress-Systeme, und Veränderungen intrazellulärer Transkriptionsfaktoren gibt, die längerfristig ein Ansteigen peripherer Entzündungsprozesse begünstigen. Für die Gegenrichtung, das heisst für eine Begünstigung von depressiven Symptomen infolge peripherer Entzündung, gibt es weniger Hinweise.
Publications
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