Rationalities of Drug Testing and their Social Consequences
Final Report Abstract
Im Rahmen einer qualitativen Bestandsaufnahme konnte zunächst gezeigt werden, dass die Anwendungskontexte von Drogentests überaus heterogen sind und in Bezug auf die konkreten Testpraxen und deren Rahmenbedingungen erhebliche Differenzen bestehen. Dies gilt insbesondere auch für die mit den Tests verbundenen Intentionen, die auch innerhalb der jeweiligen Kontexte variieren können. Beispielsweise lassen sich die Drogenkonsumkontrollen im Kontext der beruflichen Arbeit gemeinhin als „Access-Management“ (Simon 1987) bezeichnen: Es handelt sich um eine Praxis, die auf Sicherheit verweist, Drogen als leistungsmindernd interpretiert und in der Folge Drogen konsumierende Arbeitnehmer_innen von der Lohnarbeit (oder bestimmten Tätigkeiten) ausschließt. Im Kontext der Arbeitsvermittlungsagenturen wiederum fungiert die Anwendung von Drogentests als Mittel zur Erzwingung des Zugangs zum Arbeitsmarkt. Es sind sich also kontextspezifisch jeweils bestimmte Wissensbestände im Hinblick auf (Drogen-)wirkungen und damit zusammenhängende Zielsetzungen dominant, was vor allem nahelegt, dass weder die Drogen selbst noch der Test (der entsprechenden Konsum aufdecken soll) selbsterklärende Phänomene sind. Vielmehr sind beide Kategorien in ihrer Bedeutung nur kontextabhängig und situationsgebunden zu erschließen. Diese Ergebnisse haben die vergleichenden Detailanalysen der Anwendungskontexte Soziale Arbeit, Schule und Arbeitsplatz, die im zweiten Analyseschritt durchgeführt wurden, bestätigt. Diese haben einerseits gezeigt, dass sich die Anwendungsrationalitäten von lokalen Akteuren stark voneinander unterscheiden (können), dass aber andererseits auch Überschneidungen unterschiedlicher Anwendungsrationalitäten möglich bzw. die Regel sind, weshalb von einer klaren wechselseitigen Abgrenzbarkeit einzelner Anwendungsrationalitäten nicht ausgegangen werden kann. Ähnliches gilt für die theoretische und kriminologisch prominente Kontroverse, ob der Drogentest als (moralabgewandtes) Risikomanagement oder (gerade umgekehrt) als Moraltechnologie verstanden werden muss: Unsere Ergebnisse zeigen, dass ein Entweder-Oder hier empirisch nicht haltbar ist, sondern dass Drogentests mit Rückgriff sowohl auf risikomanageriale als auch moralische Motive und Wissensbestände legitimiert werden.
Publications
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(2016): Die Alltäglichkeit des Testens: Drogenkonsumkontrollen im Kontext von Arbeit und Ausbildung, in: Dollinger, Bernd; Schmidt-Semisch, Henning (Hg.), Sicherer Alltag? Politiken und Mechanismen der Sicherheitskonstruktion im Alltag, Wiesbaden: SpringerVS, S. 215-236
Urban, Monika; Egbert, Simon; Thane, Katja; Schmidt-Semisch, Henning
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(2016): Drogentestanwendungen in Deutschland. Eine qualitative Bestandsaufnahme, in: Kriminologisches Journal, 48 (1), S. 62-72
Thane, Katja; Egbert, Simon; Urban, Monika; Schmidt-Semisch, Henning
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(2016): Risk factors, vulnerability, and anti-social behaviour: The issue of drug use, in: Kessl, Fabian; Lorenz, Walter; Otto, Hans-Uwe; White, Sue (Hg.), European Social Work – A Compendium, Barbara Budrich
Thane, Katja
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(2016): Technologisierung des Vertrauens. Zu Drogentestpraktiken im Pflegekinderwesen, in: Neue Praxis (3), S. 251-262
Egbert, Simon; Thane, Katja; Urban, Monika; Schmidt-Semisch, Henning
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(2017): Anwendungsrationalitäten und Folgen von Drogentests. Wiesbaden: Springer VS, S. 229-246
Egbert, Simon; Urban, Monika; Thane, Katja; Schmidt-Semisch, Henning
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Drogentests in Deutschland. Eine qualitative Studie. 2018, VIII, 276 S., Wiesbaden: Springer VS.
Egbert, Simon, Schmidt-Semisch, Henning, Thane, Katja, Urban, Monika