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Die mittellatènezeitliche Holzbrücke mit Siedlung bei Kirchhain-Niederwald (Hessen) und ihre Einbettung in die Siedlungslandschaft des Amöneburger Beckens: Interdisziplinäre Untersuchungen zu Umweltbedingungen, wirtschaftlichen Grundlagen und überregionalen Verbindungen während der Latènezeit
Antragstellerin
Dr. Christa Meiborg
Fachliche Zuordnung
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung
Förderung von 2012 bis 2018
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 232500278
Die Fundstellen um die einzigartige Jochpfahlbrücke aus der Mittellatènezeit bei Kirchhain-Niederwald im Amöneburger Becken (Ldkr. Marburg-Biedenkopf, Hessen) waren Anlass, das Brückenbauwerk und die weitgehend unbekannten Siedlungsstrukturen, Umweltbedingungen, wirtschaftlichen Grundlagen sowie überregionalen Kontakte der mittleren Latènezeit im hessischen Mittelgebirge zu erforschen. Durch den Einsatz interdisziplinärer Methoden konnten dazu wichtige Ergebnisse erarbeitet werden:- Die Brücke konnte detailliert rekonstruiert werden und zeigt voneinander abweichende Jochbauweisen, die eine Anpassung an die jeweilige Flussbettsituation vermuten lassen.- In der archäologischen Auswertung gelang der Nachweis mehrerer Ausbauphasen des Flussübergangs, die eine direkte Reaktion auf veränderte lokale Bedingungen darstellen.- Geomorphologische Untersuchungen ermöglichten eine Rekonstruktion des eisenzeitlichen Flusslaufs und des Reliefs.- Pollenanalysen können erstmals Ergebnisse zur Vegetation und Landnutzung des ersten vorchristlichen Jahrtausends im Amöneburger Becken vorlegen.- Durch Tierdunganalysen gelang zum ersten Mal für die Eisenzeit Mitteleuropas ein Blick auf das Futter von Nutztieren und auf eine frühe Grünlandwirtschaft.- Botanische Makrorestanalysen konnten zur Erforschung von Landwirtschaft und Pflanzennutzung erstmalig im Mittelgebirgsraum auch Feuchtbodenbefunde auswerten.- Die Besiedlungsanalyse führte zu einer verbesserten Datierung von mehr als einem Drittel der eisenzeitlichen Fundstellen im Amöneburger Becken und damit zu einem verfeinerten Bild der Besiedlungsentwicklung.- Die GIS-gestützte Modellierung potentieller Verkehrsverbindungen ergänzt bisherige Rekonstruktionen von Altwegen um mehrere Trassen, die sich gut in das Besiedlungsmuster einfügen.Die naturwissenschaftlichen Ergebnisse zur Vegetations- und Landschaftsentwicklung reichen bis in die Urnenfelderzeit zurück, jedoch lassen sich deutliche anthropogene Eingriffe erst später fassen. Vermehrte Siedlungsaktivitäten und eine intensive Landnutzung setzten im Umfeld der Fundstelle in der Hallstattzeit ein und dauerten bis zum Ende der Mittellatènezeit an. Im Zuge der Auswertung ist dadurch ein äußerst umfangreicher Bestand an Daten und Ergebnissen entstanden, der über den Fokus der Mittellatènezeit hinausgeht. Dieser Datenbestand soll im Rahmen des Folgeantrags umfassend mit archäologischen und naturwissenschaftlichen Methoden ausgewertet werden, um den Wandel im Siedlungs- und Landschaftsbild innerhalb des ersten Jahrtausends v. Chr. im Amöneburger Becken sichtbar zu machen. Vor dem Hintergrund der landschaftsgeschichtlichen Veränderungen sollen die Zusammenhänge zwischen den Besiedlungsmustern und potentiellen Wegen im Amöneburger Becken in größerer zeitlicher Tiefe erforscht und durch Besiedlungs- und Wegekarten visualisiert werden. Die Ergebnisse aus dem Umfeld der Brückenfundstelle werden erstmalig in Vegetations- und Landnutzungskarten veranschaulicht.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortlich(e)
Dr. Ines Balzer