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Regionale Vernetzung und überregionaler Anspruch. Mittelalterliche Sakralarchitektur am Mittelrhein (1250 bis 1450)
Antragsteller
Professor Dr. Matthias Müller
Fachliche Zuordnung
Kunstgeschichte
Förderung
Förderung von 2013 bis 2018
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 234541719
Das Mittelrheintal zeichnet sich zwischen Oppenheim und Koblenz durch eine große Dichte herausragender, dabei äußerst heterogener Sakralbauten des 13. bis 15. Jahrhunderts aus. In dieser im gesamten Mittelalter politisch, wirtschaftlich und kulturell bedeutenden, von einer Vielzahl sich überschneidender Herrschaftsterritorien bestimmten Flusslandschaft waren potente Auftraggeber aus Klerus, Adel und städtischem Patriziat vertreten, die ein Interesse daran hatten, Kirchenbauten und -ausstattungen von höchstem Anspruch in Auftrag zu geben und für ihre eigene Repräsentation zu funktionalisieren. Wie diese Auftraggeber, waren die Bauhütten der zahlreichen Bauprojekte offenbar eng vernetzt und standen zueinander in einem dynamischen Konkurrenz- und Austauschverhältnis. Zugleich unterstützten die infrastrukturell günstigen geographischen Verhältnisse am Rhein mit seinen Nebenflüssen den überregionalen Transfer zwischen dem Mittelrhein und weiter entfernt liegenden künstlerischen Zentren, wie Köln und Straßburg, Trier und Metz. Anders als bisher, als sich die Kunstgeschichte diesem Gebiet hauptsächlich mit dem ideellen Konzept der Suche nach einer vermeintlich homogenen Kunstlandschaft mit konstanten, primär stilistischen Merkmalen widmete, sollen in diesem Projekt die Fragen nach der regionalen Vernetzung und dem überregionalen Anspruch im Mittelpunkt stehen. Beide Aspekte werden sowohl hinsichtlich der Intentionen der Auftraggeber, als auch der Prägungen der Baumeister und Werkleute berücksichtigt. Dafür werden drei Zeitschichten unterschieden und verglichen: um 1250, um 1300 und nach 1400. Ausgewählte Sakralbauten aus diesen drei Zeitschichten werden nach drei Kategorien der räumlich-historischen Verortung bewertet: 1. der geographisch-topographischen Situation in dem jeweiligen städtischen Kontext und der landschaftlichen Positionierung im Rheintal; 2. den am Mittelrhein höchst zersplitterten bzw. sich überlagernden historisch-politischen Territorien; 3. den kirchenrechtlichen Zugehörigkeiten zu den Diözesen.Auf diese Weise soll den spezifisch komplexen, historisch-politischen, auch geographischen Bedingungen am Mittelrhein Rechnung getragen und beurteilt werden, ob und wie diese Bedingungen die Produktion und Gestaltung der Bauwerke prägten und so maßgeblich für die Heterogenität der mittelrheinischen Sakralarchitektur sein könnten. Analysen der formalen, stilistischen und konstruktiven Gestaltung der Bauwerke werden verbunden mit architektur-ikonographischen Überlegungen, um mögliche zeichenhafte, repräsentative Funktionalisierungen architektonischer Formen und Stilmodi deutlich zu machen. Die für den gesamten Paketantrag konstitutiven Kriterien von Dynamik und Referenz werden in diesem Teilprojekt vor allem im Hinblick auf das spannungsreiche Beziehungsgefüge der konkurrierenden Kurfürsten von Mainz, Trier und Köln sowie der Pfalzgrafschaft, die alle mit großen Sakralbauprojekten am Mittelrhein präsent waren, relevant werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen