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FOR 2064: STRATA. Stratifikationsanalysen mythischer Stoffe und Texte in der Antike
Fachliche Zuordnung
Geisteswissenschaften
Förderung
Förderung seit 2015
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 235014259
Während die Erforschung antiker Mythen weitgehend durch den Blick auf griechisch-römische Quellen geprägt ist, erweitert die FOR STRATA die Materialbasis in Hinsicht auf Zeit, Raum, Inhalte und Gattungen, indem sie sowohl die früheste, altorientalische wie die spätere, jüdisch- christliche Antike einschließt. Die weitere Entwicklung und Anwendung einer bereits in Ansätzen ausgearbeiteten neuen Rahmentheorie wird in formaler, distinktiver und dynamischer Hinsicht die für die Projektarbeit erforderlichen Weichen stellen. Formal werden Mythen als Stoffe erfasst, die in verschiedener Gestalt konkretisiert werden und sowohl in kontextuell ausgeführten Kompositionen wie in isolierter Form als einzelne Handlungssequenzen ("Mytheme") vorliegen, z. B. innerhalb einer sumerischen Götterliste, einer griechischen Komödie oder im spätantiken Predigttext. Eine differenziert ausgearbeitete philologisch-historische Methodik mit Fokus auf der Analyse von Stoffen als Mythemsequenzen und isolierten Mythemen gibt der FOR ein innovatives Instrumentarium an die Hand, welches komparatistische Distinktionen auf eine systematische, quantifizierbare Basis stellen wird. Eine Problemanalyse der bisherigen Mythosforschung zeigt weiterhin, dass das in herkömmlichen Zugangsweisen implizit vorausgesetzte Postulat einer intentionalen Relationalität aller Elemente eines mythischen Stoffes und Textes auf einer einzigen, in sich als konsistent erachteten Ebene antiken Mythen nicht gerecht zu werden vermag. Die FOR wird dagegen das dynamische Potential von Mythen völlig neu in den Blick nehmen. Das gelingt, wenn inhomogene Morphologien, Inkompatibilitäten und Inkonsistenzen mythischer Stoffe und Texte nicht als Fehler oder Ungenauigkeiten gewertet, geglättet oder gar emendiert, sondern als Indikatoren für einen komplexen Überlieferungsprozess interpretiert werden, deren Analyse verschiedene, historisch gewachsene Strata erkennen lässt. Dieser innovative Ansatz wird exemplarisch auf antike Mythen mit Sphärenwechseln angewendet, also auf Mythen, die vom Gang in vertikal oder horizontal entfernte Sphären, d. h. Himmel, Unterwelt oder horizontale Randzonen wie die "Insel der Seligen" handeln. Vorarbeiten haben gezeigt, dass solche Stoffe bislang in vielen Punkten unverständlich bleiben, so dass gerade hier ein methodischer Neuansatz Desiderat ist. Im ersten Bewilligungszeitraum ist die Methodik vornehmlich an Textquellen weiter zu entwickeln, in der zweiten Phase soll sie systematisch auch auf ikonographische Quellen ausgeweitet werden. Das praktische Vorgehen wird technisch unterstützt durch eine Forschungsdatenbank, die in Kooperation zwischen FOR und Informatik aufgebaut wird. Innerhalb von zwei Forschungsphasen strebt die FOR damit die Etablierung einer neuen Forschungsrichtung für antike Mythen an: die Etablierung der für die kulturspezifische wie für die kulturvergleichende Arbeit grundlegend relevanten mythembasierten Stratifikationsanalyse mythischer Stoffe und Texte der Antike.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen
Projekte
- Alte Geschichte: Hermes und Herakles. Formen, Strata und Funktionen mythischer Sphärenwechsel in der griechischen Kultur (Antragstellerin Scheer, Tanja Susanne )
- Antikes Christentum: Stratifikation des Heilsgeschehens im antiken Christentum: Der Himmelsaufstieg Christi und der Märtyrer als mythischer Sphärenwechsel (Antragsteller Gemeinhardt, Peter )
- Antikes Judentum: Henochs Reisen durch die Sphären der himmlischen und irdischen Welt: Stratifikation von Schriftauslegung und mythischem Stoff in der Henochliteratur (Antragsteller Kratz, Reinhard Gregor )
- Antikes Ugarit und antikes Israel: Sphärenwechsel der Macht im ugaritischen Baal-Yamm-Mot-Zyklus und in hebräischen Yhwh-Königund Königs-Psalmen (Antragsteller Spieckermann, Hermann )
- Auf der Suche nach Persephone. Transmediale, stoffkomparative und digital unterstützte An-näherungen an eine polymorphe Totenreich-Gestalt in griechisch-römischen Quellen (Antragsteller Zgoll, Christian )
- Autonome Unterweltsmächte in zweiter Reihe: Stratifikationsanalytische, text- und stoffkompa-rative Annäherungen an Hekate und die Erinnyen in griechisch-römischen Quellen (Antragsteller Nesselrath, Heinz-Günther )
- Computergestützte Verfahren zur Rekonstruktion und komparativen Analyse mythischer Erzählstoffe (Antragstellerin Sporleder, Caroline )
- Die Überschriebene Welt. Antike Mythen im Spannungsfeld von Unten und Oben (Antragstellerin Zgoll, Annette )
- Koordination der Forschungsgruppe 2064 (Antragstellerin Zgoll, Annette )
- Koordinationsfonds (Antragstellerin Zgoll, Annette )
- Mächte und Machtbereiche der Unterwelt. Rekonstruktion, Stratifikation und stoffkomparative Analyse von Mythen aus dem antiken Mesopotamien (Antragstellerin Zgoll, Annette )
- Neues Testament: Die mythische Stratifikation der neutestamentlichen Christologien als Reflexe eines Machtdiskurses. Die Mythemsequenzen der Christusmythen und deren Einfluss auf die Formierung des Lukasevangeliums (Antragsteller Feldmeier, Reinhard )
Sprecherin
Professorin Dr. Annette Zgoll