Oxytocinergic effects on social-emotional functions in socially anxious individuals
Final Report Abstract
Die Fragebogendaten weisen auf eine deutliche psychische Belastung (Depressivität, Ängstlichkeit, Vermeidungsorientierung) innerhalb einer nicht-klinischen, populationsbasierten Stichprobe sozial hoch ängstlicher Männer und Frauen hin, welche im Vergleich zu einer nach Alter, Geschlecht und Bildung gematchten Vergleichsgruppe wenig ängstlicher Männer und Frauen signifikant erhöht ausfiel. Darüber hinaus berichteten sozial hoch ängstliche Männer und Frauen über eine signifikant geringere emotionale Unterstützung durch andere Menschen, eine erhöhte Bindungsunsicherheit und eine erhöhte Prävalenz frühkindlicher Traumatisierungen gegenüber wenig ängstlichen Probanden/-innen. Die Ergebnisse bestätigen folglich, dass es sich bei den sozial hoch ängstlichen Personen um eine Risikogruppe für psychische Störungen handelt, die von gezielten Prä- und Interventionsprogrammen zur Verbesserung insbesondere der zwischenmenschlichen Defizite profizieren könnte. In den endokrinen Daten konnten keine Gruppenunterschiede gefunden werden. Allerdings zeigten sich, ähnlich wie in anderen Studien, Zusammenhänge zwischen den endogenen Oxytocin-Spiegeln und der selbstberichteten frühkindlichen Traumatisierung und Bindungs(un)sicherheit. Erste Mediationsanalysen weisen auf mögliche Wirkmechanismen hin, die in Folgestudien genauer untersucht werden sollten. Darüber hinaus weisen die Ergebnisse auf einen Einfluss vom Geschlecht und der Geschlechtshormone auf den Zusammenhang zwischen Oxytocin und sozialer Angst hin, welche die Heterogenität früherer Studien mit kleinen, gemischt-geschlechtlichen Stichproben ohne Kontrolle von Geschlechtshormonen erklären könnte. In der Annäherungs- und Vermeidungsaufgabe zeigte sich hypothesenkonträr kein erhöhtes Vermeidungsverhalten sozial hoch ängstlicher Personen verglichen mit wenig ängstlichen Personen. Vielmehr reagierten sozial hoch ängstliche Personen hyperregibel auf sozial bedrohliche (ärgerliche) Reize und zeigten keine klare Vermeidungstendenz für diese Reize. Entsprechend unserer Hypothesen und einem Modell von Neumann und Shattery (2016) fielen die Effekte von Oxytocin auf das sozial-emotionale Verhalten abhängig vom Geschlecht und der sozialen Ängstlichkeit der Probanden aus; Oxytocin führte insgesamt zu einer „Normalisierung“ oder „Optimierung“ des Verhaltens – bei den hoch ängstlichen Personen im Sinne einer Reduktion der Hyperreagibilität. Neuronal könnte sich dies in einer Verbesserung der inhibitorischen Konnektivität zwischen ventrolateralem präfrontalen Kortex und der Amygdala unter Oxytocin bei hoch ängstlichen Personen abbilden. In der sozialen Lernaufgabe fiel das Erregungsniveau der sozial hoch ängstlichen Personen entsprechend unserer Hypothesen höher für die negativ konditionierten Gesichter aus, während die wenig ängstlichen Personen höheres Arousal in Reaktion auf die positiv konditionierten Gesichter berichteten. Oxytocin kehrte diesen Effekt um. Neuronal konnte eine Veränderung der Aktivierung in der Amygdala unter Oxytocin nicht bestätigt werden. Allerdings zeigten sich Veränderungen im superior temporalen Gyrus (Übergang zum parietalen Lappen) in Abhängigkeit von der sozialen Ängstlichkeit.
Publications
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