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Partei ergreifen: Protest gegen die Abschiebung von AsylbewerberInnen. Ein Vergleich zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz
Antragstellerin
Professorin Dr. Helen Schwenken
Fachliche Zuordnung
Politikwissenschaft
Förderung
Förderung von 2013 bis 2017
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 236619640
Partei ergreifen: Protest gegen die Abschiebung von AsylwerberInnenAbschiebungen von AsylwerberInnen, als forciertes Instrument der Migrationskontrolle, werden wissenschaftlich als deportation turn kritisiert, lösten Proteste von BürgerInnen und zivilgesellschaftlichen Gruppen aus. Menschen empfinden (zunehmend) Unbehagen gegen diese staatliche Zwangsmaßnahme, sie sind moralisch schockiert und/oder sehen in Abschiebungen eine Verletzung von menschenrechtlichen Grundwerten. Gegenstand des vorliegenden Projekts Partei ergreifen sind diese meist kleinräumigen, lokalen Protestaktivitäten gegen Abschiebungen abgelehnter AsylwerberInnen in den drei DACH-Ländern (Deutschland, Österreich und der Schweiz). Ziel des Projektes ist es, im Zeit- (1995 bis 2010) und Ländervergleich Akteure, Protestziele, -formen und -intensität zu identifizieren und zu erklären.Folgende Forschungsfragen leiten das Erkenntnisinteresse: Was sind die Charakteristika dieser Protestaktivitäten und deren Verläufe? Wie können Unterschiede in den Protestzielen, -formen und -intensität zwischen Ländern und im Zeitvergleich verstanden und erklärt werden? Basierend auf der Annahme, dass Unterschiede nicht nur auf länderspezifische Umwelten zurückzuführen sind, sondern auch innerhalb der Länder sowie innerhalb bestimmter Abschiebefälle auftreten, wird in diesem Projekt ein dreigliedriges Erklärungsmodell zur Anwendung kommen. Dieses Modell resultiert aus Ansätzen der Migrationsforschung sowie der soziologisch wie politikwissenschaftlich ausgerichteten Sozialen Bewegungsforschung. Konkret synthetisiert das Modell folgende Erklärungsstränge: den Ansatz der politischen Gelegenheitsstrukturen, der insbesondere institutionelle Faktoren der untersuchten Länder einbezieht; Dynamiken, die aus Veränderungen des politischen/sozialen Umfelds sowie aus Protestverläufen resultieren; und materielle wie nicht-materielle Ressourcen, die sowohl auf der Seite der Protestierenden als auch auf der Seite der Abzuschiebenden relevant sein können (insbesondere Emotionen und soziale Nähe). Hinsichtlich Datenerhebung und -auswertung werden eine Medien-Claims-Analyse (auf der Grundlage von Medienberichten) sowie Fallstudien zu einzelnen Abschiebefällen (mittels Interviews und Dokumentenanalysen) durchgeführt werden. Der Mehrwert dieses 3-Länder umfassenden Projekts liegt insbesondere darin, dass mit dem ländervergleichenden und longitudinalen Fokus auf einen weitgehend unerforschten Protestgegenstand nicht nur Wissen über eine altruistische Protestform generiert wird, sondern auch ein wesentlicher Beitrag zur Erklärung des Auftretens und der Intensität von Protest im Kontext der sozialen Bewegungsforschung geleistet werden wird. Das Erklärungsmodell wird es erlauben, (1) die Rolle struktureller, nationalstaatlich eingebetteter Faktoren vis-à-vis von Agency und Ressourcen und (2) die Funktionen von Emotionen als Motor für individuelles Engagement im Rahmen kollektiver Proteste zu untersuchen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Österreich, Schweiz
Partnerorganisation
Schweizerischer Nationalfonds (SNF)
Beteiligte Personen
Professor Dr. Gianni D' Amato; Professorin Dr. Sieglinde Rosenberger