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SPP 1727:  XPrag.de: Neue pragmatische Theorien basierend auf experimenteller Evidenz

Fachliche Zuordnung Geisteswissenschaften
Medizin
Sozial- und Verhaltenswissenschaften
Förderung Förderung von 2014 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 237157834
 
Erstellungsjahr 2024

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das SPP 1727 XPrag.de hat ab 2014 das Ziel verfolgt, in der linguistischen Pragmatik auf der Basis von experimentellen Daten neue Theorien zu entwickeln. Die Idee war, die Verfügbarkeit relevanter Daten und Methoden zur Analyse dieser Daten aus anderen wissenschaftlichen Disziplinen für die Sprachwissenschaft nutzbar zu machen. XPrag.de hat wesentlich dazu beigetragen, international neue pragmatische Theorien zu etablieren, die wesentlich genauer sind als zuvor existierende Modelle. Insbesondere ist es gelungen, in vielen Bereichen eine Weiterentwicklung weg von rein deskriptiven Theorien, die allein durch Observationsdaten validiert waren, hin zu formalen oder quantitativen Theorien, die zusätzlich auch durch experimentelle Daten abgesichert sind, voranzutreiben. Durch die neuen Methoden konnte XPrag.de auch erfolgreich neue Vernetzungen zwischen der sprachwissenschaftlichen Pragmatik und anderen linguistischen Teilgebieten wie der Forschung zu Gebärdensprache, der Semantik, und der Phonetik, aber auch mit Forschenden in der Psychologie, Philosophie und Neurologie etablieren. Im SPP wurden viele europäische Sprachen aber auch die afrikanische Sprache Kwa sowie Aspekte des Japanischen und Chinesischen intensiv untersucht. Wichtige experimentelle Methoden, die für die Sprachwissenschaft weiterentwickelt wurden, sind unter anderem Eliziationsmethoden, Maus- und Eyetracking sowie neurologische Verfahren wie EEG. Im SPP wurden auch viele Personengruppen, die nicht-typisches Verhalten aufweisen (z.B. aufgrund von Neuropathologien, Blindheit oder Autismus) untersucht. Diese neuen Erkenntnisse haben Anwendungspotential für die klinische Praxis. XPrag.de hat darüber hinaus wesentlich zu einer international führenden Stellung der deutschen Forschung zur sprachlichen Bedeutung beigetragen und weitere, ähnliche Netzwerke zum Forschungsgebiet Experimentelle Pragmatik in Italien und Japan mitinitiiert. An überraschenden Forschungsergebnissen sind besonders folgende hervorzuheben: Männer und Frauen verstehen negierte Adjektive unterschiedlich. Der Prozess der kognitiven Verarbeitung der Negation “nicht” ist mehrstufig. Das Wort "oder" wird insbesondere von jungen Kindern wie "und" interpretiert. Die Verarbeitung von Formen der figurativen Sprache variiert und Prozesse der Konventionalisierung von sprachlicher Bedeutung haben neuronale Konsequenzen. Metaphern werden schneller verstanden als andere Formen figurativer Sprache. Unscharfe Grenzen zwischen den Bedeutungen zweier Begriffe ergeben sich allein aus ihrer Verwendung, während die gedanklichen Konzepte scharf trennbar sind. Spontane lautmalerische Beschreibungen ohne Worte können über Sprachgrenzen hinweg verstanden werden. Der Unterschied in der Intonation von Frage- und Aussagesätzen wird vom Gehirn schneller verarbeitet als andere Bedeutungsunterschiede.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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