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Kulturtransfer: Institutionalisierungs-, Verschriftungs- und Literarisierungsprozesse am pommerschen Fürstenhof im 15. und 16. Jahrhundert (1474-1560)

Fachliche Zuordnung Germanistische Mediävistik (Ältere deutsche Literatur)
Förderung Förderung von 2006 bis 2010
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 23877059
 
Ziel des Projekts ist es, Felder, Formen und Funktionen kulturellen Austauschs am pommerschen Fürstenhof des 15. und 16. Jahrhunderts zu untersuchen. Methodisch wird dafür auf das Konzept des ‚Kulturtransfers’ zurückgegriffen, das auf eine vergleichende Kulturanalyse am Beispiel konkreter Rezeptions- und Kommunikationsprozesse zielt. Kultur meint dabei nicht mehr nur schöne Künste, sondern impliziert vielfältige Formen und Ebenen des Austauschs: von Personen, Dingen, Medien, institutionellen Mechanismen, Werten etc. Übertragen auf das Spätmittelalter lässt sich der Fürstenhof des 15. Jahrhunderts als der privilegierte Ort bestimmen, an dem weitreichende kulturelle Transferprozesse sich vollziehen, die einen neuen Typus von Landesherrschaft mit überregionaler Geltung hervorbringen: Territorialisierungs- , Rationalisierungs- und Verschriftungsprozesse, Repräsentationsstrategien, überregionale Kommunikation; hinzu tritt im 16. Jahrhundert die Konfessionalisierung. Diesen Strukturwandel einer Hofkultur, wie er etwa für Heidelberg, Braunschweig, Wien u.a. beschrieben worden ist, gilt es am Beispiel Stettin/Wolgast nachzuarbeiten und in seiner Spezifik zu erfassen. Der pommersche Hof liegt an der Peripherie des Reichs, beginnt sich aber zur gleichen Zeit unter Bogislaw X. politisch und kulturell neu auszurichten: z.B. regional nach Brandenburg und Mecklenburg, überregional nach Sachsen, Braunschweig-Lüneburg und der Pfalz, international nach Polen und Italien. Über zahlreiche Transferprozesse partizipiert Pommern an den zeitgenössischen kulturellen Dynamiken. Das Projekt beabsichtigt, den Veränderungen auf einzelnen Feldern nachzugehen, sie auf ihre Phasen und auf ihre Strategien des Kulturtransfers, auf ihre Mechanismen der Institutionalisierung sowie auf ihre Repräsentationsformen hin zu befragen. Im Zentrum der Arbeit sollen die verschiedenen Verschriftungsformen stehen, in denen sich der Kulturtransfer niederschlägt: Aufkommen und Ausdifferenzierung funktionaler Textsorten, Ausbildung eines Repräsentations- und Ordnungsschrifttums, Erschließung der historischen und literarischen Quellen nach Indizien für kulturelle Transfermodalitäten. Das Projekt situiert sich auf der Grenze von Geschichts- und Literaturwissenschaft, indem es die Rekonstruktion historischer Fakten verbindet mit der Analyse komplexer Verschriftungsprozesse und ihrer kulturwissenschaftlichen Perspektivierung.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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