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Perception of interior space

Subject Area General, Cognitive and Mathematical Psychology
Term from 2013 to 2018
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 239239879
 
Final Report Year 2018

Final Report Abstract

Unser Projekt befasste sich mit der Fragestellung, wie die wahrgenommene Breite, Tiefe und Höhe von Innenräumen mit den physikalischen Raumeigenschaften zusammenhängt. Im Gegensatz zur gut untersuchten Distanz- und Größenschätzung relativ kleiner Objekte waren zu Projektbeginn die Gesetzmäßigkeiten, die der wahrgenommenen Breite, Tiefe und Höhe von Innenräumen zu Grunde liegen, weitgehend unbekannt. Mit Ausnahme unserer eigenen Vorarbeiten untersuchten bisherige empirische Studien Zusammenhänge zwischen bestimmten Eigenschaften von Innenräumen mit der Raumwirkung in einem eher holistischen Sinne, wie z.B. der emotionalen oder kognitiven Bewertung von Innenräumen (Freundlichkeit, Geräumigkeit, etc.). Ziel unseres Projektes war, sich mit Methoden der Psychophysik der wahrgenommenen Geometrie von Innenräumen zu nähern. In den meisten Experimenten dienten simulierte dreidimensionale Innenräume in Originalgröße als Stimuli. Diese wurden zunächst stereoskopisch auf einer großen Rückprojektionsleinwand und im weiteren Projektverlauf auf Brillen für virtuelle Realität präsentiert. Im ersten Projektabschnitt untersuchten wir, wie präzise (im Sinne von Unterschiedsschwellen) Beobachter kleine Unterschiede in der Ausdehnung einzelner Raumdimensionen, wie z.B. der Deckenhöhe, wahrnehmen können. Die Ergebnisse sind vergleichbar mit den in früheren Untersuchungen gefundenen Unterschiedsschwellen für Linienlänge oder Kantenlänge kleiner Objekte. Eine Reihe von Experimenten widmete sich dann der Fragestellung, ob die wahrgenommene Ausdehnung der Raumdimensionen in einem bestehenden Raum durch Veränderung einzelner Parameter wie z.B. Farbe oder Musterung von Wänden und Decke trotz gleichbleibender Raumgeometrie verändert werden kann. Hier fanden wir z.B. konsistent, dass helle Raumoberflächen (Wände, Decke) weiter entfernt wirken als dunkle Raumoberflächen. Wir konnten zudem zeigen, dass die wahrgenommene Breite und Höhe von Innenräumen systematisch mit der Dichte eines Streifenmusters auf der dem Beobachter gegenüberliegenden Wand variierte: im Vergleich zu einer ungemusterten Wand ließen wenige dicke Streifen den Raum schmaler und niedriger wirken, während viele dünne Streifen den Raum breiter und höher erscheinen ließen. Die Orientierung des Streifenmusters (vertikal oder horizontal) spielte dagegen kaum eine Rolle. In weiteren Experimenten fanden wir zudem Einflüsse der Möblierung auf die wahrgenommene Ausdehnung der Raumdimensionen. Zusätzlich zur Variation der physikalischen Raumeigenschaften geben unsere Untersuchungen zusätzlich Aufschluss über den Einfluss der Beobachterperspektive auf die wahrgenommene Ausdehnung der Raumdimensionen. So zeigte eine weitere Studie, dass Beobachter einen bestehenden Raum als breiter, tiefer und höher einschätzen, wenn ihre Perspektive einer sitzenden im Vergleich zu einer stehenden Position entsprach. In weiteren Experimenten wurde der Fokus auf die Wirkung von Raumeigenschaften auf zusammengesetzte Wahrnehmungsdimensionen wie Grundflächengröße und Raumvolumen erweitert. Hier zeigte sich zum Beispiel, dass Beobachter beim Einschätzen der Grundflächengröße eines rechteckigen Raumes (entgegen den geometrischen Gesetzmäßigkeiten) Breiten- und Tiefeninformation eher additiv als multiplikativ verknüpfen. Weiterhin wurden in diesem Kontext auch Einflüsse der Raumproportionen und der Grundflächenform (rechteckig vs. elliptisch) auf das wahrgenommene Raumvolumen untersucht. In der Gesamtschau zeigen unsere Ergebnisse, dass die wahrgenommene Ausdehnung von Innenräumen mit den in unserem Projekt gewählten Methoden adäquat untersucht werden kann. Die gefundene Richtung der Effekte einzelner physikalischer Raumeigenschaften auf die wahrgenommene Ausdehnung der Raumdimensionen folgte dabei häufig nicht den gleichen Gesetzmäßigkeiten, die in früheren Studien für die wahrgenommene Größe und Distanz kleiner Objekte berichtet wurden. Unsere Ergebnisse stimmten zudem häufig nur bedingt mit Vorhersagen überein, die wir zuvor aus bestehenden architektonischen Gestaltungsregeln abgeleitet hatten. Insofern hat die Erforschung der Gesetzmäßigkeiten, die der Größenwahrnehmung von Innenräumen zu Grunde liegen, aus Anwendungsperspektive zusätzlich das Potenzial, bestehendes Anwenderwissen empirisch abzusichern oder gegebenenfalls zu aktualisieren.

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