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Flüchtige Grenzen. Hermeneutik und Diskurstheorie im Recht

Subject Area Principles of Law and Jurisprudence
Term Funded in 2013
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 239391390
 
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Grundlagen und der rechtstheoretischen Rezeption der philosophischen Hermeneutik und der Diskurstheorie. Beiden sind nicht nur wesentliche Fragestellungen und Problemen gemeinsam, sondern sie zeugen von einer spannungsreichen Beziehung, die das philosophische Panorama der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts geprägt hat. Ausgehend von einer Rekonstruktion beider Ansätze, deren Verhältnis zueinander und der Auseinandersetzung mit weiteren philosophischen Strömungen habe ich versucht, die Bedeutung von Wahrheit und Richtigkeit für das Recht zu erforschen. Den rechtstheoretischen Hintergrund bilden die Wahrheitsfindung im Rechtsverfahren, die Möglichkeit einer (einzig) richtigen Entscheidung und das Verhältnis von Recht, Gerechtigkeit und Gewalt.Die Arbeit ist in zwei Abschnitten geteilt. Im ersten Kapitel wird versucht, die Komplexität des Zusammenhangs von Gerechtigkeit und Entscheidung zu skizzieren und die Antwort von Savigny auf diese Komplexität in ihrem Zusammenhang mit dem Denken Schleiermachers zu analysieren. Das folgende Kapitel wendet sich Gadamers Hermeneutik zu. Ausgehend von der Beziehung zwischen Wahrheit und Kunst wird versucht, den Denkweg Gadamers wiederzugeben. Das Kapitel schließt mit einem kleinen Fazit über das Verhältnis von Tradition und Gewalt im Zusammenhang der philosophischen Hermeneutik. Das dritte Kapitel ist eine Analyse der rechtsphilosophischen Rezeption von Gadamers Hermeneutik und ein Versuch, die Voraussetzungen einer juristischen Hermeneutik festzulegen. Zentrale Themen sind hierbei das kritische.Potential der Hermeneutik zum Aufdecken der Grenzen des Interpretationsprozesses und die Schwierigkeiten, eine Methodik auf Hermeneutik zu basieren.Das erste Kapitel des zweiten Teils beschäftigt sich mit dem Dialogmodell der Hermeneutik, mit Gadamers Verhältnis zu Heideggers Sprachphilosophie und mit Robert Brandoms Interpretation von Gadamers und Heideggers Philosophie unter pragmatischen Voraussetzungen. Zuletzt konzentriere ich mich auf den Begriff der Anwendung, um zu zeigen, warum der hermeneutische Ansatz allein der Komplexität des Rechtsphänomens nicht genügt. Das folgende Kapitel beschäftigt sich mit Habermas' Philosophie und beginnt mit der Bedeutung des Verhältnisses von Hermeneutik und Kritik für seine früheren Arbeiten. Eine kritische Rekonstruktion seines Verständnisses der kommunikativen Vernunft und der Beziehung zwischen menschlicher Sprachpraxis und physikalischer beziehungsweise sozialer Welt bilden die dichtesten Teile des Kapitels. Zuletzt wende ich mich der Problematik der Ausdifferenzierung der Gesellschaft und der Pluralisierung von Rationalitäten zu und versuche dadurch, die Funktion des Rechts in diesem Zusammenhang zu erläutern. Die These des letzten Kapitels besteht darin, dass das Verhältnis von Recht und Gewalt nicht imstande ist, den rechtlichen Anspruch auf Wahrheit und Richtigkeit zu tilgen. Dieser Anspruch wird durch die emanzipatorische Kraft der demokratischen Praxis am Leben gehalten. Daran anschließend erläutere ich den Beitrag des Rechts zur Konstruktion der gesellschaftlichen Wirklichkeit. Schließlich beharre ich auf der Notwendigkeit einer einzig richtigen Entscheidung im Recht und komme zu einer dynamischen Konzeption von Gerechtigkeit, die kraft des Rechtsdiskurses die Grenzen des je aktuellen Rechts sprengt.
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