Architecture between art and science. The education of architects at the Bauakademie in Berlin around 1800
Final Report Abstract
Die Arbeit kommt zu dem Ergebnis, dass die bisherigen Forschungsansätze, die versuchten das Innovative der 1799 gegründeten Bauakademie allein der preußischen Bauverwaltung und insbesondere dem Oberbaudepartement zuzuschreiben, nicht mehr haltbar sind. Die vorgenommene Polarisierung in eine innovative Bauverwaltung und rückständige Kunstakademie greift zu kurz. Auch die Behauptung die Bauakademie 1799 als Vorläufer der polytechnischen Institute zu sehen, lässt sich aufgrund der Auswertung der Quellen nicht halten. Gerade das Nebeneinander von Lehrfächern aus dem Bereich der Baukunst und Wissenschaft, der Kompromiss, ist die eigentliche Sensation an der Gründungsidee der Bauakademie im Jahre 1799. Die ausführliche (sozial)geschichtliche Untersuchung der Bauakademie und ihres Unterrichts, sowie die kleinteilige Auseinandersetzung mit dem dort lehrenden Personal, der Fächerstruktur und dem Stundenplan haben wiederum gezeigt, dass sich diese doppelte konzeptionelle Ausrichtung der Bauakademie auch in der Realität in ihrer Gründungsphase zwischen 1799 und 1806 durchsetzte. Allerdings haben die Studenten, das konnte durch die Auswertung der Schülerlisten erstmals nachgewiesen werden, zumeist nicht den gesamten Lehrplan durchstudiert, sondern gezielt nur die Fächer ausgewählt, die ihrem konkreten Berufsziel entsprachen. Das in der Arbeit zusammengestellte Schülerverzeichnis wird für die preußische Lokalforschung von Interesse sein und die sozialhistorische Auswertung solcher Listen wird die Methodik und Bedeutung so einer Herangehensweise auch für die Kunstgeschichte aufzeigen. Durch die Erfassung der Schülerzahl (500 Schüler in einem Zeitraum von 6,5 Jahren) kann man zudem festhalten, dass die Bauakademie im Vergleich mit anderen Architekturinstitutionen dieser Zeit zu der am meisten frequentierten Schule im deutschsprachigen Raum zählt. Für die weitere Forschung wird die detaillierte Untersuchung des Architekturunterrichts von Interesse sein. Die Methode anhand der systematischen Durchsicht der Schülerzeichnungen Rückschlüsse auf den Entwurfsunterricht und die vermittelten Kenntnisse einer Institution zu schließen, ist neu und innovativ. Der Vergleich mit den anderen Institutionen zeigt zudem die Sonderstellung der Bauakademie in ihrer fachlichen Breite und der Lehre von technischen, wissenschaftlichen und ästhetischen Fächern. Dennoch wird an allen vier Standorten, die Frage des Verhältnisses von Baukunst und Wissenschaft diskutiert, wenn auch in der Lehre unterschiedlich praktiziert.
Publications
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Ästhetik versus Wissenschaft. Die Entwurfsausbildung an der Bauakademie in Berlin (um 1800), in: S. Ammon, E. M. Froschauer (Hg.), „Wissenschaft Entwerfen“. Vom forschenden Entwerfen zur Entwurfsforschung der Architektur (eikones Reihe – NFS Bildkritik), München 2013, S. 385-414
Christiane Salge
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Aloys Hirt und die Berliner Bauakademie. „Bildung des Geschmacks muß der erste und letzte Zweck jeder Bauschule seyn“, in: A. Fendt, C. Sedlarz und J. Zimmer (Hg.), Aloys Hirt in Berlin. Kulturmanagement im frühen 19. Jahrhundert, Berlin-München 2014, S. 115-139
Christiane Salge
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Hallers Ausbildung zum Architekten in Stuttgart und Berlin, in: B. Frhr. von Haller (Hg.), Von Nürnberg nach Hellas. Carl Haller von Hallerstein zum 200. Todestag, Ausst.-Kat. Stadtmuseum im Fembo-Haus, Nürnberg 2017, S. 27-35
Christiane Salge
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Matrikelbücher, Schülertabellen und Seminarlisten – Wichtige Quellen zur Erforschung der Architektenausbildung an der Berliner Bauakademie 1799–1806, in: C. Ebert, E. M. Froschauer und C. Salge (Hg.), Vom Baumeister zum Master. Formen der Architekturlehre
Christiane Salge
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Baukunst und Wissenschaft. Architektenausbildung um 1800 am Beispiel der Berliner Bauakademie. Berlin : Gebr. Mann Verlag (2021). 496 S.
Christiane Salge