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Informationsvermeidung bei der Nutzung betrieblicher Informationssysteme
Antragsteller
Professor Dr. Armin Heinzl
Fachliche Zuordnung
Accounting und Finance
Förderung
Förderung von 2013 bis 2017
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 241316181
Computergestützte betriebliche Informationssysteme haben in den letzten Jahrzehnten eine umfassende Entwicklung vollzogen. Sie wandelten sich vom Hilfsmittel zur Unterstützung isolierter betrieblicher Aufgaben und Funktionen zum Instrument für die Integration unterschiedlicher Funktionen in und zwischen Unternehmen. Jedoch kann das Leistungspotential von Informationssystemen nicht ausgeschöpft werden, wenn der Anwender die Nutzung relevanter Informationen meidet. Einerseits kann eine als unangenehm empfundene Information zu einem Vermeidungsverhalten des Aufgabenträgers führen, andererseits können Eigenschaften im Nutzungskontext des Aufgabenträgers, wie Informationsüberflutung, Überforderung, Zeitdruck etc., zu einer kognitiven Belastung führen, die ebenfalls zu einem Vermeiden von Information führen kann. Ein pathologisches Informationsverhalten wird somit durch Eigenschaften der Information und des Informationskontextes ausgelöst: zum einen durch als unangenehm empfundene Informationsinhalte (Dissonanz), zum anderen durch die schiere Menge der Information (Auslastung). Beide Szenarien haben für die Konzeption und die Nutzung von computergestützten betrieblichen Informationssystemen weitreichende Implikationen. Zwar sind einige zugrunde liegende Mechanismen der Informationsvermeidung bekannt, jedoch hat ein systematischer Rückgriff auf diese Erkenntnisse, ihre systematisch-kombinierte Betrachtung und ihre kontextgerechte Verfeinerung im Bereich der Betriebswirtschaftslehre und der Wirtschaftsinformatik bisher kaum stattgefunden. Ziel dieses Vorhabens ist es daher, vorhandene, aber isoliert gewonnene Grundlagen des menschlichen Informationsverhaltens im Rahmen der Nutzung computergestützter Informationssysteme zu integrieren und zu erweitern, um das Phänomen der Informationsvermeidung in betrieblichen Anwendungskontexten systematisch durchdringen und erklären zu können. Dabei steht jene Form der Informationsvermeidung im Mittelpunkt, die durch ein pathologisches Missverhältnis zwischen dem Informationsbedürfnis und der tatsächlichen Informationsnutzung gekennzeichnet ist. Zu diesem Zweck soll ein theoretisches Erklärungsmodell der Informationsvermeidung in der Nutzungsphase der Information deduktiv entwickelt und verfeinert werden, um es anschließend mit Hilfe einer Triangulation aus Beobachtungen, Interviews, Interaktionsaufzeichnungen und neurophysiologischen Methoden validieren zu können. Der angestrebte Beitrag dieses Projekts ist in einer ersten Phase theoretischer Natur. Vorhandenes Wissen aus der Betriebswirtschaftslehre, der Wirtschaftsinformatik und angrenzenden Disziplinen soll in einem Erklärungsmodell verdichtet werden, das anschließend getestet wird. Auf dieser Basis soll eine Theorie mittlerer Reichweite der Informationsvermeidung bei der Nutzung betrieblicher Informationssysteme entwickelt werden, die in einer zweiten Phase u.a. bei der Gestaltung von Informationssystemen eine nützliche Anwendung finden kann.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Österreich, USA
Beteiligte Personen
Professor Dr. Georg W. Alpers; Professor Dr. Glenn J. Browne; Professor Dr. René Riedl