The Feast in the World to Come: Imagined Future Meals in Jewish Apocalyptic Writings
Final Report Abstract
Das Projekt „Endzeit als Mahl-Zeit“ verortet sich im breiten Strom des Forschungsinteresses zum Thema antikes Mahlgeschehen in den Religions- und Bibelwissenschaften. In der Verbindung von traditionellen exegetischen und religionswissenschaftlichen Fragestellungen mit ritualtheoretischen Überlegungen wurde das literarische Phänomen des endzeitlichen Mahles analysiert, in seinen historischen und soziologischen Kontext gestellt und seine Symbolik in neuer Weise zum Sprechen gebracht. Untersucht wurde, wie die Autoren dieser Texte mit der Frage nach individueller und gemeinschaftlicher Identität, mit dem Streben nach Ordnung, mit der Hoffnung auf die Leiblichkeit des nach-endzeitlichen Körpers und mit der Suche nach einem Transzendenzbezug umgingen und in ihre Entwürfe der kommenden Welt einfließen ließen. Das in Frage kommende Textkorpus konnte durch die Forschung am Projekt „Endzeit als Mahl-Zeit“ bedeutend ausgeweitet werden. Neben den Hauptzeugen für das Mahl in der kommenden Welt (2 Baruch, 4 Esra, 1 Henoch) wurde eine Vielzahl weiterer Texte herangezogen, die diese Tradition oder ein Echo derselben enthalten und die in der Forschungsliteratur bisher noch nicht oder nur selten rezipiert wurden, wie zum Beispiel die in Qumran gefundenen Texte 4Q504 Frg. 2, col. IV, 4QPsf/4Q88 9,8–14, 4Q521 Frg. 2 ii und 1QH 16,4–7. Dagegen konnte gezeigt werden, dass die oft prominent diskutierten Qumrantexte 1QSa 2 und 1QS 6 nicht zu den Zeugen für die Idee vom Mahl in der kommenden Welt gezählt werden können. Mithilfe ritualtheoretischer Ansätze wurden vier immer wiederkehrende Hauptthemen innerhalb des Textkorpus isoliert: a) die servierten Speisen (Leviathan und Behemoth, Früchte vom Baum des Lebens, Manna), b) der Ort des Mahles (der Weltgarten, der Berg Gottes, das Paradies/Eden), c) die Teilnehmer am Mahl (die namenlosen Gerechten und prominente Teilnehmer wie Adam, Abraham, Isaak, Jakob, die Väter des Exodus, der Messias) und d) der zum Ausdruck kommende ordnungsstiftende Charakter des Mahles (Zeitpunkt, Dauer, Ablauf). Es wurde gezeigt, dass die Anwesenheit des Messias in den imaginierten Mahlentwürfen keinesfalls selbstverständlich ist und dass dieser selten in einer Gastgeberrolle und noch seltener als Mahlteilnehmer dargestellt wird. Dieser Befund wird in der neutestamentlichen Forschung und bei der Wahl der Terminologie beachtet werden müssen, sind doch Bezeichnungen wie „messianisches Bankett“ u.ä. in diesem Kontext unpassend. Zusammenfassend konnte festgestellt werden, dass die literarischen Entwürfe des Mahles in der kommenden Welt einen geographischen und (end-)zeitlichen Raum, in dem Neues und bereinigtes Altes imaginiert werden können, bieten. Das imaginierte Mahlritual gab den Menschen eine hilfreiche Ordnung in unsicheren und politisch turbulenten Zeiten und knüpfte Verbindungen zwischen vergangenem, gegenwärtigem und zukünftigem rituellen Handeln, sowie zwischen dieser Welt und einer imaginierten anderen Welt. Es nahm oft Verkehrungscharakter (im Turner’schen Sinne) an und wurde zu einer Projektionsfläche für Identität und Identitätsfindung in frühjüdischen apokalyptischen Texten.
Publications
- „Future Food and Future Feasting: Tracing the Idea of the Meal in the World to Come in Qumran Literature“, in: Sibyls, Scriptures, and Scrolls: John Collins at Seventy. Ed. by Joel Baden, Hindy Najman und Eibert Tigchelaar (Hg.), (Supplements to the Journal for the Study of Judaism, 175.) Leiden and Boston, Brill, 2016. - 978 90 04 32473 2
Claudia D. Bergmann
- „Identity on the Menu: Imaginary Meals and Ideas of the World to Come in Jewish Apocalyptic Writings“, in: Burial Rituals, Ideas of Afterlife, and the Individual in the Hellenistic Period and the Roman Empire, Potsdamer altertumswissenschaftliche Studien, Katharina Waldner et al (Hg.), Stuttgart: Franz Steiner, 2016, 167-188. - 978-3-515-11546-9
Claudia D. Bergmann