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Lernen von Fremdsprache mit visueller und motorischer Anreicherung - Effektivität und neurowissenschaftliche Grundlagen

Fachliche Zuordnung Kognitive und systemische Humanneurowissenschaften
Förderung Förderung von 2013 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 243364146
 
Das Lernen einer Fremdsprache im Unterricht ist meist auf das Hören und Lesen von Texten beschränkt. Es gibt jedoch Ansätze, die Fremdsprache mit zusätzlicher visueller Information (z.B. durch Bilder) und durch motorische Information (z.B. selbst ausgeführte pantomimische Gesten) anzureichern. Verhaltensstudien zeigen, dass diese Anreicherungen zu signifikant besseren Lernleistungen führen, als das Lernen ohne Anreicherung. Die Mechanismen, die der verbesserten Lernleistung zu Grunde liegt, sind zurzeit unbekannt. Das Hauptziel unseres Projektes ist es, die Prinzipien und neurobiologischen Grundlagen für die verbesserten Lernleistungen nach angereichertem Lernen am Beispiel des Vokabellernens zu untersuchen. Unsere Hypothesen basieren auf der multisensorischen Lerntheorie, die die vorteilhaften Verhaltenseffekte des angereicherten Lernens mit einer Reaktivierung von den Gehirnarealen erklärt, die während des Lernens das angereicherte Material verarbeiten. Nach dieser Theorie würde z.B. das Anreichern des Vokabellernens mit selbstausgeführten Gesten dazu führen, dass visuelle Bewegungsareale und motorische Areale auch nach dem Lernen aktiv sind, wenn die Vokabeln in rein auditorischen Bedingungen übersetzt werden. Das Testen der multisensorischen Lerntheorie ist nur mit einem multimethodischen Ansatz möglich; es muss gezeigt werden, dass (i) die Gehirnregionen, die das Anreicherungsmaterial verarbeiten auch während der Übersetzung unter rein auditorischen Bedingungen aktiv sind, (ii) dass diese Reaktivierung passiert, bevor die Vokabel übersetzt ist, und dass (iii) sie für die verbesserte Lernleistung relevant ist. In der ersten Phase des Projektes haben wir mit Verhaltensuntersuchungen, räumlich hoch aufgelöster Magnetresonanztomographie (MRT), und transkranieller Magnetstimulation (TMS) auf visuellen Arealen, entscheidende Hinweise für die Gültigkeit der multisensorischen Lerntheorie gefunden. Es gab keine Hinweise, die auf alternative Erklärungsansätze (z.B. der 'depth of processing theory') hindeuteten. Im jetzt vorliegenden Fortsetzungsantrag planen wir mit zeitlich hochaufgelösten Verfahren (Magnetenzephalographie, MEG) und TMS von motorischen Arealen die multisensorische Lerntheorie weiter zu überprüfen. Unsere Studien haben das Potential zwei wichtige Konzepte in den Neurowissenschaften zu verbinden: Die Ansicht, dass motorische Prozesse das auditorische Sprachverständnis unterstützen und die Ansicht, dass visuelle Prozesse auditorisches Sprachverständnis unterstützen. Die Ergebnisse werden damit unsere Kenntnisse der neurobiologischen Grundlagen des Fremdsprachenlernens entscheidend vorantreiben. Weiterhin hat das angereicherte Fremdsprachenlernen Anwendungspotential und wir planen erste Schritte, um dieses Potential im Schulunterricht systematisch zu evaluieren.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Österreich
 
 

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