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Untersuchung "Stummer Zeugen" katastrophaler Seeausbrüche im Nepal Himalaja

Fachliche Zuordnung Paläontologie
Förderung Förderung von 2014 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 243747290
 
Die Gefährdung durch katastrophale Ausbrüche natürlicher nichtglazialer, d.h. vor allem durch Massenbewegungen und Muren aufgestauter, Seen im Nepal Himalaja ist weitgehend unbekannt. Dennoch waren Durchflussspitzen historischer Seeausbrüche bis zu hundertmal größer als die hydrometeorologischer Hochwasser, und einige der weltweit größten Ausbruchsfluten könnten ihren Ursprung im Himalaja gehabt haben. Weiterhin bleibt unklar, ob solche Ereignisse vorwiegend Talfüllungen ausräumen und zur Tiefenerosion beitragen oder eher katastrophale Ablagerungen fördern. Die geomorphologischen Folgen natürlicher Dammbrüche unterminieren bestehende Hochwasserabschätzungen besonders dort, wo eine veränderte Flussbettgeometrie andere Überflutungshäufigkeiten bei gleichem Durchfluss erzeugt. Erhöhte Sedimentfracht beeinträchtigt als weitere Folgewirkung zudem die Verfügbarkeit von Wasserkraft und -ressourcen über Jahr(zehnt)e, und trägt schließlich zur Verzögerung oder Beschleunigung der fluvialen Zerschneidung des Gebirges bei.Quartärgeologische Archive waren im Himalaja bisher selten Gegenstand von Gefährdungsstudien. Hingegen bleibt der gegenwärtige Fokus auf mögliche Quellen und Auswirkungen v.a. glazialer Ausbruchsfluten auf kurze instrumentelle Zeitreihen begrenzt. Dieser Projektantrag greift diese Forschungslücke auf mit der Absicht, mittels diagnostischer Ablagerungen unterschiedlichen Alters erste Sedimentbilanzen und Anpassungsraten bezüglich ausgewählter größerer Ausbruchsfluten zu quantifizieren. Ziel ist die Auswertung geomorphologischer und sedimentärer sog. Stummer Zeugen über Zeithorizonte von Jahrzehnten bis Jahrtausenden, um bestehende Gefährdungsstudien zu optimieren sowie unser Wissen um fluviale Anpassungsraten gegenüber solchen Extremereignissen auszubauen.Dieser Ansatz vereint Betrachtungsebenen voriger Studien auf drei verschiedenen Zeitskalen: (1) Flussbettanpassung an gut dokumentierte Ausbruchsfluten über Jahrzehnte hinweg; (2) Re-etablierung von katastrophal verfüllten Gewässernetzen über Jahrhunderte hinweg; und (3) Holozäne Zertalung von langlebigen spätquartären Beckenfüllungen. Feldarbeiten in der Gegend um Pokhara und im Khumbu Himal werden durch szenarienbasierte Modellierungsstudien zu Ausbruchsfluten ergänzt.Die Methodik umfasst geomorphologische und sedimentologische Kartierung mittels Gelände- und Satellitendaten; terrestrisches Laserscanning; geomorphometrische Analyse und Modellierung; Paläohochwassermodellierung; und Bayesische Datenanalyse zur Quantifizierung von Unsicherheiten. Erwartete Ergebnisse beinhalten Sedimentbilanzen und Abflusseigenschaften (prä-) historischer Ausbruchsereignisse; neue Einblicke in Zeitpunkte, Prozesse und Raten bezüglich einiger der größten spätquartären bis historischen natürlichen Dämme und Seen im Himalaja; sowie ein GIS Webdienst zur online-basierten Lokalisierung des Ausmaßes hypothetischer Ausbruchsfluten bezogen auf das jeweilige Jahrhunderthochwasser.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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