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Akkulturation im Mittelalter

Fachliche Zuordnung Mittelalterliche Geschichte
Förderung Förderung von 2013 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 244802537
 
„Akkulturation" spielt sich rund um uns in den vielfaltigsten Formen und auf den verschiedensten Ebenen ab, beim Zusammenwachsen Europas wie infolge eines starken Zuzugs aus außereuropäischen Ländern. Der Begriff „Akkulturation" umgreift eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. Die Sensibilität für die mit „Akkulturation" verbundenen Probleme hat längst auch die Mediävistik erfasst. Es geht nicht um die Beschaffung von Rezepten für die Bewältigung von Problemen der Gegenwart, und ebenso wenig um Verklärung oder Verurteilung vergangener Zeiten. Die Akkulturationsprozesse im mittelalterlichen Europa verdienen Aufmerksamkeit schon, weil wir die Ergebnisse dieser Vorgänge kennen, und noch mehr, weil die Mediävistik derartige Prozesse über sehr lange Zeiträume hinweg beobachten und würdigen kann.Bei der Konzeption der dem Band zugrundeliegenden Reichenau-Tagung des Konstanzer Arbeitskreises für mittelalterliche Geschichte (23.-26. März 2010) ging es nicht um die Beleuchtung von Einzelproblemen und Einzelfällen, sondern um die möglichst umfassende Erfassung sehr vieler Lebensbereiche in jedem der Beiträge, als Voraussetzung für Sichtbarkeit und Vergleichbarkeit des Wesentlichen und Typischen. Zur bestmöglichen Vergleichbarkeit (z. B. hinsichtlich Rolle und Gewicht einzelner Lebensbereiche in Akkulturationsprozessen) wurden viermal jeweils zwei „komplementäre" Beiträge einander gegenübergestellt, denen ein zentrales, im Vordergrund stehendes Muster gemeinsam ist.Das Verhältnis von Christen und Muslimen wird anhand der iberischen Halbinsel und des Balkanraums behandelt, die Lebensweise von Steppenvölkern und Sesshaften anhand Russlands und Ungarns. Das deutsch-slawische Verhältnis wird an den beiden Enden der langen Grenz- und Kontaktzone zwischen deutschem und slawischem Siedlungsraum vorgeführt (Germania Slavica östlich von Elbe und Saale einerseits sowie das heutige Südösterreich und Slowenien andererseits). Die Problemlage von ethnischen Minderheiten inmitten einer zahlenmäßig weit überwiegenden Mehrheitsbevölkerung wird anhand der Deutschen in Italien wie auch der multinationalen „Franken" in den Kreuzfahrerstaaten untersucht. Dieses Tagungsprogramm wird im vorliegenden Band durch drei zusätzliche Beiträge ergänzt. In diesen geht es zum einen um das stark wechselnde Verhalten der Normannen in der Normandie, in England und in Süditalien, zum andern um das Verschwimmen aller Grenzen im venezianischen Outremer und drittens um kulturelle Nachahmungs- und Abstoßungsmechanismen in Skandinavien (samt den entsprechenden zeitgenössischen Reflexionen). Damit erfasst der Band fast ganz Europa, und er wird zugleich inhaltlich abgerundet.Die überaus komplexe Debatte zum Begriffsinhalt von „Akkulturation" wird in einem eigenen einführenden Beitrag vorgeführt und reflektiert. Schließlich ist die Angemessenheit des Akkulturations-Begriffs - zumal im Lichte der politischen Korrektheit - auch schon verneint worden (weil er der Zweiseitigkeit von Austauschvorgängen nicht gerecht würde). Im vorliegenden Band wird demgegenüber davon ausgegangen, dass der Akkulturations-Begriff bei der Erörterung der hier behandelten Themenfelder nach wie vor hilfreich und fruchtbar ist. Der Band enthält zudem eine knappe den Tagungs-Ertrag zusammenfassende Darstellung. Der Tagungsband vereint damit eine Fülle von Beobachtungen und Deutungen zur Rolle der einzelnen Elemente von „Kultur" in den verschiedensten Gebieten des mittelalterlichen Europa, und dies mit Hilfe sehr verschiedener methodischer Zugriffe - historisch, archäologisch, daneben auch sprachwissenschaftlich - sowie vor dem Hintergrund der aktuellen Debatten über die Art und Weise, wie man die Phänomene im Zusammenhang mit der Begegnung verschiedenartiger Kulturen überhaupt sehen und behandeln soll.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

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