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Musik als Medium im interreligiösen Dialog: Ein Beitrag zu einer Theologie des Dialogs
Antragstellerin
Dr. Verena Grüter
Fachliche Zuordnung
Evangelische Theologie
Förderung
Förderung von 2014 bis 2015
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 245882141
In den vergangenen zwanzig Jahren sind weltweit große interreligiöse Musikprojekte entstanden mit dem Ziel, dadurch das gegenseitige Verstehen und den Frieden zwischen religiösen Gemeinschaften zu fördern. Theologische Forschung, die sich dem interreligiösen Dialog widmet, hat sich mit der Rolle der Musik in diesen Prozessen bisher nicht beschäftigt. Aus religionswissenschaftlicher Perspektive ist mit der "ästhetischen Wende" um die Jahrtausendwende wohl die ästhetische Codierung und damit auch die Bedeutung klanglicher Phänomene in den Religionen in den Blick gerückt. Es besteht Konsens darüber, dass alle bekannten religiösen Gemeinschaften klangliche Phänomene zur Codierung religiöser Botschaften und religiösen Verhaltens nutzen. Erste religionswissenschaftliche Forschungen haben die Frage religiöser Identitätsbildung durch Musik untersucht. Das gezielte Einsetzen von Musik religiöser Gemeinschaften mit dem Ziel interreligiöser Verständigung ist bisher jedoch nicht erforscht worden. Interkulturelle Theologie als neu entstehende Disziplin, die das Erbe der Missionswissenschaft und der Ökumenewissenschaft weiterträgt, fühlt sich auch den kulturellen Ausdrucksformen der religiösen Traditionen verpflichtet. Dabei sind bisher lediglich Werke der bildenden Künste theologischer Reflexion unterzogen worden. Die Ausweitung theologischer Forschung auf klangliche und musikalische Phänomene ist bislang zwar eingefordert, aber noch nicht umgesetzt worden. Die geplante Forschungsarbeit möchte diesen Schritt tun und Musik als Medium interreligiösen Dialogs untersuchen. Den theologischen Rahmen dafür bilden die jüngsten Ansätze Interkultureller sowie Komparativer Theologie, die interreligiöse Dialoge methodisch grundlegend reflektieren und in den Rahmen der Missions- und Ökumenegeschichte stellen. Ergebnisse missionswissenschaftlicher Forschung zur Musik als Medium kultureller Transformation werden dabei berücksichtigt. Die empirische Basis bilden mehrere interreligiöse Musikprojekte. Eine erste Feldforschung zu einem Festival in Deutschland (Musica Sacra International 2012 in Marktoberdorf) wurde bereits durchgeführt und befindet sich in der Auswertung. Zwei weitere Projekte werden anhand von Datenträgern exemplarisch ausgewertet. Das weltweit größte interreligiöse Musikfestival findet seit 1994 jährlich in Fès/Marokko statt. Es ist das einzige in einem muslimischen Kontext und stellt eine wichtige Vergleichsprobe zu den anderen christlich initiierten Projekten dar. Abschließend sollen die gefundenen Ergebnisse im Zusammenhang der ästhetischen Wende in der Praktischen und der Systematischen Theologie reflektiert werden: Können sie einen Baustein darstellen für eine "Theologie der Kultur der Kulturen (Chr. Schwöbel)"?
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
