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Cooling out als Transformation beruflicher Antriebsstruktur

Antragstellerin Dr. Hildegard Matthies
Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Bildungssysteme und Bildungsinstitutionen
Förderung Förderung von 2013 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 246087052
 
Im Fokus dieser Studie stehen soziale Prozesse, die zu einer Transformation der beruflichen Antriebsstruktur führen. In der soziologischen Bildungs- und Karriereforschung sowie in der Organisations- und Geschlechterforschung werden beobachtbare Abbrüche von Bildungs- und Berufskarrieren seit geraumer Zeit als Cooling-out-Prozesse gedeutet. Allgemein gesprochen bezeichnet der Begriff Cooling-out einen mehr oder weniger intendierten Prozess innerhalb von Institutionen oder Organisationen, der auf der Subjektebene eine schleichende Abnahme von Bildungs- oder Karriereaspirationen bewirkt. Im Unterschied zum ursprünglichen Konzept (Goffman 1952) sind dabei nicht nur absichtsvolle Prozesse der Fremdselektion im Blick, sondern auch schleichende Prozesse der Selbstselektion, die durch eine subjektiv empfundene Nichtpassung mit den objektiven beruflichen Gegebenheiten ausgelöst werden. Insofern haben wir es beim Cooling-out mit einem Selektionsphänomen an der Schnittstelle von Selbst- und Fremdselektion zu tun. Die Bilanzierung des Forschungsstandes fördert in Hinsicht auf diesen Erklärungsansatz allerdings etliche Lücken zutage. Was genau im sozialen Prozess des Auskühlens geschieht und weshalb für solche Prozesse nur bestimmte Personen empfänglich sind, ist weiterhin ein Forschungsdesiderat. Vorgeschlagen wird deshalb eine fallrekonstruktiv angelegte Studie, in der Biografien realer Cooling-out-Fälle kontrastierend zu Biografien nicht ausgekühlter Personen einer Feinanalyse unterzogen werden. Cooling-out wird dabei als ein krisenförmiger Prozess konzeptualisiert, in dessen Verlauf die Diskrepanz zwischen den beruflichen Gegebenheiten und den individuellen Ansprüchen an den Beruf subjektiv verarbeitet wird. Am Ende dieses Prozesses steht eine Transformation der beruflichen Antriebsstruktur. Als Untersuchungsfeld ist die Berufsgruppe der Ingenieurinnen und Ingenieure vorgesehen, in der, besonders unter Frauen, vergleichsweise hohe Berufsabbruchquoten zu verzeichnen sind. Ziel der Studie ist es, ein differenziertes und empirisch gesättigtes Bild typischer Auskühlungskonstellationen zu generieren. Darüber hinaus wird die in der Literatur vielfach konstatierte Vergeschlechtlichung von Cooling-out-Prozessen einer Überprüfung unterzogen. Die Ergebnisse der Studie sollen zu einer begrifflichen Präzisierung des als Cooling-out bezeichneten Selektionsphänomens beitragen und ein besseres Verständnis der Entstehungszusammenhänge ermöglichen. Die mit dem Vorhaben generierte Typologie soll in Kooperation mit dem Nationalen Bildungspanel (NEPS, E8) für die quantitative Forschung nutzbar gemacht werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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