Project Details
Projekt Print View

Conceptual change as a form of cognitive dynamics

Subject Area Theoretical Philosophy
Term from 2014 to 2018
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 246298980
 
Final Report Year 2019

Final Report Abstract

In dem Projekt wurde der Begriffswandel als eine grundlegende Form der zeitlichen Veränderung unseres Denkens untersucht. (Unter Begriffen werden dabei mentale Fähigkeiten verstanden, die wir anwenden, um Gedanken eines bestimmten Inhalts zu denken: Um etwa zu denken, dass dies ein Computer ist, benötigen wir den Begriff des Computers und das Denken eines entsprechenden Gedankens beinhaltet die Anwendung dieses Begriffs.) Begriffswandel wurde als die zeitliche Veränderung des Begriffssystems einer Denkerin bestimmt, verschiedene Arten des Begriffswandels wurden unterschieden. Als erkenntnistheoretisch fundamental wurde der „erschließende“ Begriffswandel bestimmt, der immer dann vorliegt, wenn neue „primitive“ Begriffe erworben werden, Begriffe also, deren Gehalt sich nicht mit Hilfe von Begriffen zum Ausdruck bringen lässt, die wir bereits besitzen. Erschließender Begriffswandel ermöglicht es uns, Gedanken zu denken, die wir zuvor nicht denken konnten, und damit Aspekte der Welt im Denken zu erfassen, die wir zuvor nicht erfassen konnten. Erschließender Begriffswandel ist damit eine der Weisen, in der sich unsere epistemische Situation gegenüber der Welt besonders grundlegend verbessern kann. Es wurde gezeigt, dass sich Vorgänge des erschließenden Begriffserwerbs auch dann, wenn sie sich unserer epistemischen Kontrolle entziehen, in Hinblick auf die Verlässlichkeit beurteilen lassen, mit der sie im Erwerb epistemisch wertvoller Begriffe resultieren. Darüber hinaus wurde gezeigt, dass erschließender Begriffserwerb auch als Begriffsbildung, als eine kontrollierte und reflexiv bewertbare epistemische Tätigkeit vollzogen werden kann. Die Erarbeitung einer Erklärung der erschließenden Begriffsbildung ist eines der zentralen Ergebnisse des Projekts. Dieser Erklärung zufolge, die ein entwicklungspsychologisches Modell des Begriffslernens von Susan Carey mit Überlegungen zur Bedeutung theoretischer Terme in den Wissenschaften von Wilfrid Sellars verbindet, vollzieht sich erschließende Begriffsbildung in zwei Schritten: Zunächst werden bedeutungslose Prädikat-Platzhalter und ihr rein syntaktischer Gebrauch erlernt; anschließend werden diese mit Hilfe eines besonderen Gebrauchs von Modellen auf eine Weise interpretiert, die ihnen neue primitive Bedeutungen verleiht und damit im Erwerb neuer primitiver Begriffe resultiert. Wenn sich Begriffserwerb in Form erschließender Begriffsbildung vollzieht, ist nicht nur sein Resultat, sondern der Vorgang des Begriffserwerbs selbst einer epistemischen Bewertung zugänglich. Schließlich wurde ein Argument für die wesentliche Sprachabhängigkeit erschließender Begriffsbildung entwickelt. Insgesamt wurde gezeigt, dass der Begriffswandel einer erkenntnistheoretischen Behandlung zugänglich ist und diese in weit stärkeren Maße verdient, als sie ihm zuteilwird.

Publications

 
 

Additional Information

Textvergrößerung und Kontrastanpassung