Detailseite
Projekt Druckansicht

Die Institutionen des deutschen Einzelhandels - Eine historische und vergleichende institutionalistische Untersuchung eines deutschen Nicht-Kern-Sektors

Antragsteller Dr. Michael Wortmann
Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2013 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 248342541
 
Die meisten historischen wie auch funktionalistischen vergleichenden Untersuchungen verschiedener Formen des Kapitalismus (u.a. Hall, Soskice, Whitley, Streeck, Thelen) nehmen an, dass die wirtschaftlichen Institutionen Deutschlands in allen Sektoren gleich sind. Das Projekt folgt Lehndorff u.a., die kritisieren, dass in diesen Konzepten des Deutschen Modells die Institutionen der verarbeitenden Industrie für das gesamte System stehen, obwohl sie doch nur in einen Teil der Wirtschaft ausmachen; die Entwicklungspfade der Institutionen der Nicht-Kern-Sektoren könnten von denen der Institutionen der Kernsektoren weitgehend unabhängig sein. Das Projekt konzentriert sich auf einen großen Nicht-Kern-Sektor, der sich parallel zur Industrialisierung entwickelt hat und dessen Institutionen tief in der mittelständischen Tradition unabhängiger Ladenbesitzer verwurzelt ist. Die Hauptziele sind:1) Das wichtigste Ziel der empirischen Forschung ist eine detaillierte (dichte) kausal erklärende Rekonstruktion der Entwicklung der Institutionen, die den deutschen Einzelhandel geprägt haben, sowie der dahinter stehenden politischen Auseinandersetzungen - in den Domänen Industriepolitik/Regionalplanung, Corporate Governance, Zulieferbeziehungen, berufliche Ausbildung und Wohlfahrtsstaat.2) Ein Vergleich mit den Einzelhandelssektoren in Großbritannien, Frankreich und Italien dient vornehmlich dazu, die empirische Untersuchung des deutschen Falls zu inspirieren und kausale Erklärungen zu überprüfen.3) Das Projekt fragt auch nach den Wechselbeziehungen zwischen den institutionellen Domänen, insbesondere aus historischer Perspektive: gibt es hier Kohärenz, und möglicherweise Homogenität, als Resultat erfolgreicher Interessenvertretung mittelständischer Einzelhändler in allen Domänen oder auch eines dominanten mittelständischen Kerndiskurses (Lehmbruch)?4) Ein Vergleich mit den Institutionen der deutschen Kernsektoren (also dem Deutschen Modell) soll den Blick für die Besonderheiten des Einzelhandelssektors schärfen. Daneben wird nach der Unabhängigkeit bzw. Interdependenz zwischen den Institutionen der beiden Sektoren und ihrer historischen Entwicklung gefragt.Das vorgeschlagene Projekt wird zu einem besseren Verständnis eines der größten Sektoren der deutschen Wirtschaft beitragen. Es untersucht erstmals einen deutschen Nicht-Kern-Sektor aus historisch institutionalistischer Perspektive. Schließlich wird das Projekt einen Beitrag zu den Debatten über eine differenziertere Konzeptionalisierung des gesamten deutschen ökonomischen Institutionensystems beitragen, indem es ein Konzept einführt in dem die Institutionen der Nicht-Kern-Sektoren nicht lediglich Abwandlungen derer der Kernsektoren sind, sondern sich entlang ihrer eigenen spezifischen Entwicklungspfade entwickeln. Diese gilt es zu untersuchen - insbesondere in einer Zeit, in der die Bedeutung der Nicht-Kern-Sektoren wächst und deren Institutionen und Praktiken auch die der Kernsektoren verändern.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung