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Neuronale Basis gestörter Handlungsmotivation und -kontrolle bei Parkinsonpatienten mit Verhaltenssucht

Fachliche Zuordnung Kognitive und systemische Humanneurowissenschaften
Förderung Förderung von 2013 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 249777455
 
Spielsucht oder Hypersexualität werden zunehmend als nicht-substanzgebundene Suchterkrankungen (Verhaltensüchte) eingeordnet. Für die Entwicklung substanzgebundener Süchte existiert ein einflussreiches neurobiologisches Modell, welches eine - durch gesteigerte dopaminerge Belohnungssignale bedingte - Dysfunktion neuronaler Systeme der triebhaften Handlungsmotivation und hemmenden Handlungskontrolle postuliert. Es ist offen, ob dieses Modell auch für die Entwicklung von Verhaltenssüchten gelten kann. Bei Patienten mit M. Parkinson entstehen solche Verhaltensüchte häufig (ca. 14% der Fälle) und in relativ kurzer Zeit unter dem Einfluss einer dopaminergen Therapie. Ziel dieses Antrags ist daher die Identifikation dysfunktionaler neuronaler Netzwerke, die mit der Entwicklung einer Spielsucht oder Hypersexualität unter dopaminerger Therapie assoziiert sind. Es sollen zwei Hypothesen getestet werden. Die erste Hypothese besagt, dass die dopaminerge Therapie bei Parkinsonpatienten mit medikamenteninduzierter Verhaltenssucht (z.B. Hypersexualität) zu einer Überaktivität neuronaler bottom-up Systeme der triebhaften Handlungsmotivation und zusätzlich zu einer Unteraktivität neuronaler top-down Systeme der hemmenden Handlungskontrolle führt. Hierzu soll in einem fMRT-Experiment die Wirkung von dopaminergen Medikamenten auf die Hirnaktivierung durch suchtbezogene Reize (z.B. Bilder sexuellen Inhalts) nach einem inhibitorischen Priming (z.B. Bilder ansteckender Hautkrankheiten) oder nach einem neutralen Priming (z.B. Bilder gesunder Haut) untersucht werden. Es wird vermutet, dass Dopaminagonisten bei Patienten mit medikamenteninduzierter Verhaltenssucht die Aktivierung des Belohnungssystems durch suchtbezogene Reize generell erhöht und zusätzlich die hemmende Wirkung des inhibitorischen Primings auf die Aktivierung des Belohnungssystems abschwächt.Verhaltenstherapeutische Ansätze von Verhaltensüchten sind zum Teil auf eine positive Verstärkung des Unterlassens von Suchtverhalten gerichtet. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass Dopaminagonisten in solchen Patienten gerade die neurobiologisch Grundlage dieses wichtigen Faktors der Verhaltensanpassung blockiert. Dies soll als zweite Hypothese getestet werden. Im Gesunden sinkt die Aktivität im Belohnungssystem kurz ab, wenn erwartet wird, dass das Unterlassen einer Handlung belohnt wird. In einem fMRT-Experiment soll getestet werden, ob Dopaminagonisten diese Absenkung der Aktivität im Belohnungssystem verhindert.Auf der Basis der in den vorgeschlagenen Studien gewonnenen Erkenntnisse könnte eine gezielte Modulation dysfunktionaler Netzwerke zu einem erfolgreichen Weg in der Therapie oder Sekundärprävention dieser Suchterkrankungen werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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