Die Durchführung und Modellierung von Längsschnittuntersuchungen ist für die Konzeption quantitativer Forschungsdesigns weit verbreitet. Qualitative Forschungen beziehen sich überwiegend - oft aufgrund fehlender Forschungsförderung oder der vergleichsweise zeitintensiven Datenauswertung - nur auf einen einzigen Messzeitpunkt. Hingegen kann eine fallbasierte Erhebung von Entwicklungen einen wichtigen Beitrag zur Rekonstruktion von Prozessen liefern. Dieser Ansatz wird im DFG-Projekt zur Untersuchung der Nachhaltigkeit innovativer Unterrichtspraxis unter Nutzung von IKT verfolgt. Das Forschungsdesign schließt an Ergebnisse der internationalen und nationalen qualitativen IEA-Studie SITES Modul 2 an, greift deren Methodenrepertoire auf und erweitert dieses um quantitative Methoden. Die Folgeuntersuchung nach fünf Jahren zielt darauf, wissenschaftlichanalytisches und prozedurales Wissen über Schulentwicklungsprozesse mit digitalen Medien zu generieren. Das Projekt umfasst die Untersuchung der Determinanten der Nachhaltigkeit der Implementierung digitaler Medien in unterrichtsbezogene Lehr-/Lernprozesse, der Kooperationsentwicklung im Kontext digitaler Medien und der Unterrichtsentwicklung mit digitalen Medien. Die Nachhaltigkeit wird über ein System von Indikatoren in den nach Schulz-Zander (2001) in Bezug auf Neue Medien relevanten Bereichen der Schulentwicklungsforschung differenziert nach Unterrichtsentwicklung, Personalentwicklung, Organisationsentwicklung, Kooperationsentwicklung und Technologieentwicklung erhoben. Die Befunde zur Kooperationsentwicklung zeigen, dass die Lehrpersonen keine grundsätzliche Veränderung ihrer Kooperation durch die Integration digitaler Medien in Lehr-/ Lernkontexte an ihrer Schule sehen. Bestehende Kooperationen werden laut Angaben der Lehrpersonen durch digitale Medien vertieft. Einfache Formen der Kooperation, wie der Austausch von Materialien und Informationen, werden häufig praktiziert und durch die digitale Kommunikation erleichtert. Elaborierte Formen der Kooperation wie kooperatives und kollaboratives Lernen oder professionelle Lerngemeinschaften, bei denen Lehrpersonen gemeinsame Ziele und Visionen sowie Projekte verfolgen oder sich längerfristig auf ein gemeinsames Ziel verpflichten, werden hingegen vergleichsweise selten berichtet. Die Akteure sind sich einig, dass die Ursachen für stagnierende oder rückläufige Kooperationsentwicklungen nicht im Rückgang der Relevanz der Thematik zu finden sind. Der Stellenwert der digitalen Medien auf Unterrichts- und Schulebene ist in den Schulen gestiegen, was sich an der gestiegenen Nutzungsfrequenz der Medien im Unterricht, der beständigen Entwicklung von Materialien und medienbezogenen Konzepten ablesen lässt. Die Studie identifiziert förderliche und hemmende Faktoren für die Kooperationsentwicklung auf der Kontext-, Input- und Prozessebene. In den (vormals) innovativen Schulen hat die Einführung digitaler Medien in die Schule noch lange nicht alle Lehrpersonen und damit nicht alle Schülerinnen und Schüler erreicht. Ein hoher Anteil der Lehrpersonen, die digitale Medien im Unterricht einsetzen, äußern, dass sich das selbstständige und eigenverantwortliche Lernen fördern lässt und von den Lernern individuell bevorzugte Lernwege besser berücksichtigt werden. Mehrheitlich schätzen die Lehrpersonen ein, unterschiedliche Fähigkeiten und Leistungslevel besser berücksichtigen zu können. Die besondere Förderung unterschiedlicher Schülergruppen wird jedoch kontrovers eingeschätzt. Der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die ein größeres Ausmaß an Schülerorientierung erfahren, wenn digitale Medien im Unterricht genutzt werden, steigt mit zunehmendem Alter.