Detailseite
Projekt Druckansicht

Bowlby Revisited. Eine Geschichte der Bindungstheorie im 20. Jahrhundert.

Antragstellerin Dr. Claudia Moisel
Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Wissenschaftsgeschichte
Förderung Förderung von 2014 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 250301533
 
Die Bindungstheorie des englischen Mediziners und Psychoanalytikers John Bowlby (1907-1990) hat die Konzeptionalisierung kindlicher Emotionen und familienpolitischer Regime im 20. Jahrhundert maßgeblich geprägt. Bowlbys einflussreiche Studien über Heimkinder für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) etablierten in den fünfziger Jahren "Mutterentbehrung'"(Deprivation) als zentrale Analysekategorie der frühen Kindheit. In der Elternbildung entfaltete sein eingängiges Erklärungsangebot zur Entstehung und Prävention psychischer Probleme größte Wirkung, zumal in der Bundesrepublik, wo die Deprivationsforschung seit den 1970er Jahren zur Grundlage politischen Handelns in der Familienpolitik wird. Aktuell erfährt Bowlbys Werk in der psychoanalytischen Praxis international große Resonanz. Untersucht wird die Genese dieser einflussreichen Theorie seit den 1920er Jahren, ihre Rezeption und Transformation in unterschiedlichen nationalen Kontexten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit einem Schwerpunkt auf Großbritannien und der Bundesrepublik. Erstmals werden Bowlbys Schriften über Kriegswaisen als frühe Befunde der Psychiatrie zum Holocaust und als Quellen für eine Erfahrungsgeschichte des Zweiten Weltkriegs neu gelesen. Darüber hinaus erschließt das Projekt die Bindungstheorie in ihrer Bedeutung für Familienpolitiken nach dem Zweiten Weltkrieg in einer transnationalen Perspektive und damit exemplarisch die Rolle humanwissenschaftlicher Experten in der Politikberatung.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung