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Untersuchungen zum Einfluss von Heuristiken bei der Gesamtbewertung akustischer Umwelten

Fachliche Zuordnung Akustik
Förderung Förderung von 2013 bis 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 252042763
 
Laut einer repräsentativen Umfrage des Bundesumweltministeriums sehen 27% der Deutschen sich oder ihre Familie von Lärm gesundheitlich gefährdet. In der Tat werden in vielen Studien korrelative Zusammenhänge zwischen Lärmexposition und Gesundheitsgefährdung aufgedeckt, wie z. B. im Falle kardiovaskulärer oder psychischer Erkrankungen. Dabei ist die subjektive Beurteilung eines Ge-räuschereignisses von zentraler Bedeutung, da diese zu einer wahrgenommenen Lästigkeit führt und physiologische Stressreaktionen verursacht. Ziel des Projektes ist daher das tiefgreifende Verständnis von kognitiven Prozessen, insbesondere von Aufmerksamkeits- und Gedächtnisprozessen, bei der Geräuschbeurteilung.Gewöhnliche Erfahrungen, wie z.B. die Wahrnehmung der akustischen Umwelt (Soundscape), können in mehrere Episoden mit sich verändernden Zuständen aufgeteilt werden, welche in ihrer Intensität von Moment zu Moment variieren. Mehrere Studien z.B. zur Schmerzwahrnehmung zeigen, dass ret-rospektive Bewertungen durch die ungewichtete Kombination des extremsten Affekts (Peak) während einer Episode sowie durch den Affekt am Ende erklärt werden können (Peak and end rule). Diese Ergebnisse zeigen, in Verbindung gebracht mit Erkenntnissen aus der Lärmforschung, dass ein ein-zelnes unerwünschtes Geräuschereignis wie eine Fahrzeug-Vorbeifahrt Menschen aufgrund ihres hervorspringenden, alarmierenden Charakters besonders belästigen kann. Im Rahmen des beantragten Projektes werden sogenannte Heuristiken, die Peak and end rule, sowie der Primäreffekt, im Kontext von Geräuschbeurteilungen untersucht. Dazu werden natürliche Sound-scapes, wie z.B. Verkehrs- oder Produktgeräusche, von Probanden im Labor und Feld bewertet. Ins-gesamt werden drei Versuche mit jeweils drei verschiedenen Versuchsgruppen durchgeführt, wobei die Versuchsaufgabe sowie der Aufmerksamkeitsfokus der Probanden variiert werden. Durch den Vergleich der Urteile der drei Gruppen können die Hypothesen die jeweiligen Beurteilungsheuristiken betreffend überprüft werden. Die erzielten Ergebnisse werden Ingenieuren, Städteplanern und Architekten dabei helfen, akustische Umgebungen im Sinne des Menschen zu kreieren. Die beinhaltet sowohl die Vermeidung uner-wünschter Geräusche als auch das bewusste Hervorrufen von Geräuschereignissen, die als besonders angenehm wahrgenommen werden. Im Bereich des industriellen Sound Designs können zielori-entiertere Produktmodifikationen, z.B. von Fahrzeugen oder Haushaltsgeräten, durchgeführt werden, um so Kundenerwartungen zu erfüllen.Des Weiteren werden die Forschungsergebnisse den Einfluss von Gedächtnis und Aufmerksamkeit bei der Geräuschbewertung aufzeigen. Dies hat auch eine große Aussagekraft für Bewertungs- und Entscheidungsprozesse im Allgemeinen und könnte sich auf alle Arten von Erfahrungen anwenden lassen, welche in ihrer hedonischen Intensität variieren, wie z.B. ein Musikkonzert, ein Flug, oder Schmerzzustände.
DFG-Verfahren Forschungsstipendien
Internationaler Bezug Kanada
 
 

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