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Rekonstruktion der philosophischen Monumentalinschrift des Diogenes und Dokumentation ihres archäologischen Kontexts durch die webfähige Forschungs- und Informationsplattform eines Oinoanda-GIS.

Fachliche Zuordnung Griechische und Lateinische Philologie
Förderung Förderung von 2014 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 252537949
 
Erstellungsjahr 2019

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Hauptziel des Projekts war die erstmalige virtuelle 3D-Rekonstruktion der öffentlichen Halle (Stoa), die im 2. Jh. n.Chr. Diogenes von Oinoanda, als umfangreichste Inschrift der griechisch-römischen Antike, mit philosophischen Texten versehen hatte. Angestrebt war die möglichst weitgehende Zusammenfügung der Wand anhand der Befunde, die mithilfe der Dokumentation aus den Oinoanda-Surveys 2007 und 2012 an den Einzelblöcken und -fragmenten festgestellt worden waren und neuer Deutung bedurften. Die Fundsituation der sämtlich neuverwendeten Blöcke, die auch wichtige Hinweise für die urbanistische Entwicklung von Oinoanda nach dem Abriß der Diogenesstoa liefert, sollte ein vielseitig nutzbares Geographical Information System (GIS) sichtbar machen und in alle weiteren Erkenntnisse der Oinoandaforschung eingliedern. Zwar haben der derzeitige Datenbestand und die verfügbaren technischen Möglichkeiten für eine umfassende virtuelle Gesamtrekonstruktion nicht ausgereicht. Doch ist das Projekt dem Ziel sachlich und methodisch deutlich nähergekommen. Im Mikrobereich direkt einander benachbarter Steinblöcke lieferten neu entdeckte Kriterien, wie (1) die Zuweisung von Stemmlöchern auf der Oberseite der Blöcke in die originäre Bauphase und ihre Relevanz für Position und Beschaffenheit der nächstoberen Mauerschicht, (2) Abarbeitungen als Hinweise auf die Einpassung noch unentdeckter Nachbarblöcke und (3) eine Korrelierung der variierenden Höhe einer durchgehenden, unter der gesamten Inschrift entlanglaufenden Schriftzeile in der Schicht der sog. Ethik-Blöcke mit den gemessenen Variationen in deren Unterkantenhöhe zahlreiche Hinweise auf die Beschaffenheit von direkt anschließenden, bislang noch unentdeckten Blöcken. Weitere Erkenntnisse betreffen die Anbringung der Inschrift und führen zu (4) Aussonderung der sog. Diogenessentenzen aus Schicht III, (5) Bestätigung der Nachbarschaft von Schicht III+IV durch Stemmloch- und Läuferhäufigkeit, (6) Bestätigung der Lage von Schicht IV unter dem scored margin von Schicht V, (7) zeitlicher Ansetzung der Inschrift erst nach Errichtung der Stoa, (8) Rekonstruktion einer Innenecke, welche ihrerseits (9) die Anbringung an Innenseite der Halle beweist, (10) Nachweis von Farbbenutzung, (11) Erkennung bislang unverstandener Zeichen als stichometrisch, mit daraus folgender horizontaler Eingrenzung der betreffenden Texte. Durch enge Zusammenarbeit mit allen, auch außerhalb des eigentlichen Projekts in die Oinoandaforschung involvierten Forscher/inne/n ergaben sich, auch durch erstmalige Erschließung und Nutzung eines neuentdeckten Skizzenbuchs der Grabung von 1997, neue Erkenntnisse (12) zu Lage, Beschaffenheit und Ausrichtung der Diogenesstoa als zweiter von drei sich ablösenden Bauten in Form einer einschiffigen Halle mit ionischen Säulen, deren Öffnung nach Norden auch durch Lichtsimulation plausibel gemacht wurde. Generellen Nutzen können (13) die völlig neu entwickelte Visualisierungsmethode für architektonisch-epigraphisch relevante Befunde an den beschrifteten Blöcken, (14) ein allgemein zugängliches Tool zur Untersuchung der 3D-Scans (‘Oinoandaviewer’), vor allem aber (15) das webfähige Oinoanda-GIS beanspruchen, welches auf der Basis von QGIS zahlreiche Analysefunktionen bietet. Diese und alle weiteren relevanten digitalen Hilfsmittel und Daten sollen auf einer Webseite beim DAI im Zusammenhang eines Bandes der Reihe ‘Istanbuler Forschungen’ mit der Gesamtdarstellung der Ergebnisse der Surveys seit 2007 in absehbarer Zeit allgemein zugänglich gemacht werden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Die philosophische Inschrift des Diogenes von Oinoanda als gemeinsame Herausforderung für Bauforschung und Epigraphik, in: M. Bachmann / U. WulfRheidt / H. Bankel / A. Schwarting (Hrsg.), Koldewey-Gesellschaft. Bericht über die 48. Tagung für Ausgrabungswissenschaft und Bauforschung (Dresden 2015) 19-35
    J. Hammerstaedt
  • New Research at Oinoanda and a New Fragment of the Epicurean Diogenes (NF 213), in: Epigraphica Anatolica 49 (2016) 109-125
    J. Hammerstaedt / M.F. Smith
  • Oinoanda. Research in the City of Diogenes, in: J. Hammerstaedt / P.-M. Morel / R. Güremen (ed.), Diogenes of Oinoanda / Diogène d'Oenoanda. Epicureanism and Philosophical Debates / Épicurisme et Controverses = Ancient and Medieval Philosophy 55 (2017) 1-28
    M. Bachmann
  • The Philosophical Inscription of Diogenes in the Epigraphic Context of Oinoanda. New Finds, New Research, and New Challenges, in: J. Hammerstaedt / P.-M. Morel / R. Güremen (ed.), Diogenes of Oinoanda / Diogène d'Oenoanda. Epicureanism and Philosophical Debates / Épicurisme et Controverses = Ancient and Medieval Philosophy 55 (2017) 29-50
    J. Hammerstaedt
  • Diogenes of Oinoanda. The New and Unexpected Discoveries of 2017 (NF 214-219), with a Reedition of Fr. 70-72, in: Epigraphica Anatolica 51 (2018) 43-79
    J. Hammerstaedt / M.F. Smith
 
 

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