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Die Entwicklung der deutschen "öffentlichen Soziologie" von 1945 bis 1989

Fachliche Zuordnung Soziologische Theorie
Förderung Förderung von 2014 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 254563026
 
Mit seiner Forderung nach einer public sociology, d.h. einer Soziologie, die auf eine breitere Öffentlichkeit ausgerichtet sein soll, hat Michael Burawoy 2004 in der amerikanischen Soziologie eine intensive Diskussion angestoßen, die auch international viel Beachtung gefunden hat. Ein ähnliches Ziel ist in den letzten Jahren ebenfallsin anderen sozialwissenschaftlichen Disziplinen wie der Politikwissenschaft und den Wirtschaftswissenschaften formuliert worden, es trifft sich zudem mit dem Zweck der von der DFG mitgegründeten Organisation Wissenschaft im Dialog. In der amerikanischen Soziologie wurden in diesem Zusammenhang bisher wenig beachtete Autoren neu entdeckt. Burawoy, der in seinem Konzept der public sociology auch der Geschichte der US-Disziplin nachgeht, bezeichnet diese Tendenz als recovering the Public Face of U.S. Sociology. In der deutschen Soziologie, in der diese Debatte mehrere Jahre nicht rezipiert wurde, kann die Diskussion um eine öffentliche Soziologie ebenfalls den Blick auf bisher marginalisierte Stränge der Disziplin lenken. Auch hier herrscht nach 1945 zunächst eine große, die Schulen der Nachkriegssoziologie übergreifende Übereinstimmung in der öffentlichen Ausrichtung des Faches. Nach 1968 ist aber ein abnehmender Einfluss der deutschen öffentlichen Soziologie zu beobachten. Dass der Aspekt der öffentlichen Ausrichtung der deutschen Nachkriegssoziologie in den Jahren von 1945 bis 1968 in der deutschen Soziologiegeschichte wenig Aufmerksamkeit gefunden hat, ist u.a. darauf zurückzuführen, dass sich die Fachgeschichtsschreibung auf die verschiedenen soziologischen Schulen der Zeit konzentriert und sie selbst häufig ein Mittel der Auseinandersetzung zwischen diesen ist, weshalb diese Gemeinsamkeit nicht berücksichtigt wird. Die jüngere Geschichte der Disziplin seit 1968 ist zudem generell bisher nur punktuell untersucht worden. In dem Projekt sollen deshalb die Entwicklung der deutschen öffentlichen Soziologie von 1945 bis 1989 und die Gründe für deren abnehmenden Einfluss nach 1968 behandelt werden. Insbesondere soll mit Hilfe von neuen Quellen wie dem Audiovisuellen Quellenfundus zur deutschen Soziologie nach 1945 und den Nachlässen von Helmut Schelsky und Ralf Dahrendorf der These nachgegangen werden, dass eine der Ursachen dafür ein nicht-intendierter, ironischer Effekt der 1968-Generation ist. Dieser neue Blick in die Vergangenheit soll wie bei Burawoy die Legitimierung und Stärkung der häufig wenig beachteten öffentlichen Soziologie in der Gegenwart unterstützen, die zur Legitimität der gesamten Soziologie in der Gesellschaft beigetragen hat bzw. beiträgt und seit 2012 offiziell durch die Initiative DGS goes public unterstützt wird.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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