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Die Verarbeitung der Sprecherbedeutung: Kenntnis, Kooperation, Commitment
Antragstellerin
Professorin Dr. Petra Schumacher
Fachliche Zuordnung
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung
Förderung von 2014 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 254822891
Dieses Projekt untersucht die Echtzeitverarbeitung der Sprecherbedeutung, das heißt die Identifikation und wenn nötig Rekonstruktion der mentalen Repräsentation und Intention des Sprechers, wenn dieser eine bestimmte Äußerung tätigt. Die Untersuchung im Rahmen der experimentellen Pragmatik entspringt zwei unterschiedlichen Blickwinkeln. Die erste Forschungsperspektive befasst sich mit der Rolle bestimmter pragmatischer Aspekte der Sprecherbedeutung während der Sprachverarbeitung, insbesondere epistemischer Status, Kooperation, Zuverlässigkeit und Commitment. Die zweite Forschungsperspektive hat zum Ziel ein neurokognitiv plausibles Model des Sprachverstehens weiterzuentwickeln. Unsere bisherige Forschung zu perspektivenbasiertem Schlussfolgern zeigt, dass sprecherspezifische epistemische Status die Sprachverarbeitung beeinflussen, verschiedene Wissensstände bei Wahrheitswerturteilen mit einbezogen werden und dass sich das Einnehmen von Perspektive im Laufe der Zeit verändert. Wir planen die Quelle dieser Verarbeitungseffekte sowie den Zeitverlauf perspektivenbasierter Schlussfolgerungen in dieser Projektphase weiter zu untersuchen. Des Weiteren möchten wir die Erforschung von sprecherspezifischen Effekten auf Situationen ausweiten, in denen der Sprecher offenkundig die erste Submaxime der Qualität verletzt, z.B. wenn er als notorischer Lügner oder Komiker bekannt ist, sowie auf Situationen, in denen berechtigte Zweifel bestehen, dass der Sprecher die Maxime der Qualität einhält. Die zentrale Forschungsfrage, die wir hiermit verfolgen, ist, ob die Verarbeitungskonsequenzen dieser sprecherspezifischen Eigenschaften parallel verarbeitet werden und in frühe Modifikationen dessen, was von einem kooperativen Sprecher erwartet wird, enden oder ob Qualitätsinferenzen automatisch verarbeitet werden und ein Wechsel in den non-bona-fide Modus erst nachgelagert initiiert wird. Zusätzlich untersuchen wir Sprecherperspektive und -commitment über die Verarbeitung von konventionellen Implikaturen (am Beispiel von Bedeutungsverschiebung, pragmatischen Abfolgeregeln und Expressiva). Dies ermöglicht es uns, Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Verarbeitung unterschiedlicher Implikaturen zu identifizieren.Dieses Projekt leistet einen wesentlichen Beitrag zu den Zielen des Schwerpunktprogramms 1727 'XPrag.de: New Pragmatic Theories based on Experimental Evidence' indem es unterschiedliche experimentelle Methoden einsetzt um pragmatische Sprachverstehens-prozesse untersucht. Es vereint behaviorale Methoden (z.B. Beurteilung der Wahrheitswerte) mit zeitsensitiven Methoden (Elektrophysiologie, Mouse-Tracking, Speed Accuracy Trade-off). Es widmet sich bisher noch wenig erforschten Aspekten der Sprecherbedeutung und möchte die Identifikation von Unterschieden und Gemeinsamkeiten pragmatischer Mechanismen vorantreiben. Schließlich trägt es zu dem Ziel von XPrag.de bei eine biologisch plausible Spracharchitektur auf Basis von Echtzeitdaten zu entwickeln.
DFG-Verfahren
Schwerpunktprogramme