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Die Rede von "Wiedergeburt" im Neuen Testament. Ein metapherntheoretisch fundierter Neuansatz nach 100 Jahren Forschungsgeschichte

Fachliche Zuordnung Evangelische Theologie
Förderung Förderung von 2014 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 255986098
 
Die Rede von "Wiedergeburt" schon in diesem Leben ist metaphorische Rede. Sie begegnet in unserer Alltagssprache abgeblasst vor allem für Wellness-Erlebnisse und für die Wiedererstehung politischer Gebilde. Im christlichen Bereich wird "Wiedergeburt" gegenwärtig fast ausschließlich von evangelikal-pfingstkirchlichen Richtungen im Bezug auf das persönliche Bekehrungserlebnis und das daraus folgende Leben als "reborn Christian" o.ä. gebraucht. Der Rückbezug auf neutestamentliche (ntl.) Texte, am häufigsten auf das Gespräch zwischen Jesus und Nikodemus über die notwendige "Geburt von oben" im Johannesevangelium, geschieht dabei selektiv und bedeutungsverengend. Auch die bisherige exegetische Forschung bringt das reiche Deutungspotenzial, das in der metaphorischen Rede von "Wiedergeburt" im Neuen Testament (NT) liegt, nicht ans Licht, sondern vermengt, wie das vorliegende Projekt erstmals zeigt, unter einem diffusen Leitbegriff Texte mit unterschiedlicher Metaphorik. Die hier projektierte Untersuchung verfolgt daher eine doppelte Fragestellung und klärt erstens, was unter der Überschrift "Wiedergeburt" eigentlich untersucht werden soll, und wendet diese Präzisierung der Forschungsfrage zweitens auf die Auslegung ausgewählter ntl. Texte an. Methodisch wird - dem metaphorischen Charakter des Untersuchungsgegenstands entsprechend - ein metapherntheoretischer Ansatz gewählt, der sich an der Conceptual Metaphor Theory orientiert. Mit Hilfe dieses Neuansatzes wird ein bislang fehlender Überblick über die Forschungsgeschichte zu "Wiedergeburt" im NT erarbeitet und ihr Leitbegriff dekonstruiert. Daraus folgend wird die Forschungsfrage metapherntheoretisch basiert reformuliert: Nicht "Wiedergeburt", sondern das Konzept der Geburt bzw. Zeugung wird in Joh 3, im 1. Petrusbrief, im Titusbrief und im Jakobusbrief zum metaphorischen Bildspender für ein Geschehen, das im Leben der Adressierten im Zusammenhang mit ihrem Christusgläubig-Werden steht und für das es aufgrund seiner Neuheit bislang keinen sprachlichen Ausdruck gibt. Dabei gehen die konkreten Aspekte, die die Texte mit dieser Metaphorik jeweils hervorheben, weit über ein grundsätzliches Neuwerden hinaus. Wie die Untersuchung zeigen wird, zielen sie vielmehr auf einen mit der metaphorischen Geburt verbundenen Erbanspruch (auf ewiges Leben), eine neu gewonnene Familien- und Volkszugehörigkeit oder eine in die erneut "Gezeugten" gelegte Veranlagung und Bestimmung. Indem das vorliegende Projekt diese und weitere Sinnpotenziale der Texte herausarbeitet, leistet es (1.) einen wichtigen exegetischen Beitrag zur Auslegung dieser Texte. Dieser hat (2.) durch die Revitalisierung einer wichtigen ntl. Metapher theologische Relevanz. Das Projekt leistet (3.) einen methodischen Beitrag zur gegenwärtig hochaktuellen Diskussion um die Auslegung von Metaphern in den Geisteswissenschaften und reflektiert (4.) hermeneutisch das Verhältnis von beschreibungssprachlichen Leitbegriffen und Quellentexten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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