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"Rebirth" in the New Testament Writings. A new approach using Metaphor Theory after 100 years of history of research

Subject Area Protestant Theology
Term from 2014 to 2016
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 255986098
 
Final Report Year 2016

Final Report Abstract

In der bisherigen Forschung zu „Wiedergeburt“ im Neuen Testament bleibt unklar, was überhaupt mit „Wiedergeburt“ gemeint ist und welche Texte zur Beantwortung der Frage herangezogen werden sollten. Die im vorliegenden Projekt erstmals geleistete kritische Darstellung und Dekonstruktion der rund hundertjährigen Forschungsgeschichte konnte mit Hilfe eines metapherntheoretisch basierten methodischen Vorgehens nachweisen, dass dies seine Ursache v.a. darin hat, dass der beschreibungssprachliche Begriff „Wiedergeburt“ gleichermaßen für den Ursprungs- und den Zielbereich metaphorischer Äußerungen gehalten wird. Eine nähere Analyse jener Texte, die auch im Griechischen zumindest von etwas Ähnlichem wie „Wiedergeburt“ sprechen, konnte des Weiteren zeigen, dass hier nicht „Wiedergeburt“, sondern GEBURT/ ZEUGUNG der metaphorisch wirksam werdende Ursprungsbereich ist. Von dieser Feststellung aus, ließ sich die Textbasis der zu untersuchenden neutestamentlichen Texte anhand entsprechender Fokusausdrücke im Text neu bestimmen. Noch präziser ließ sich innerhalb dieser Texte eine Gruppe etablieren, die mit Hilfe des gleichen Ursprungsbereiches auch ähnliche Aussageabsichten verfolgt, nämlich, eine GRUNDLEGENDE ERNEUERUNG DES LEBENS der von ihnen adressierten christusgläubig gewordenen Menschen zu beschreiben. In ausführlichen exegetischen Einzelanalysen wurden dann die Texte Tit 3,5; 1 Petr 1,3-5.14- 19.23-25; 2,1-3; Joh 1,12f.; 3,3-8; 1 Joh 2,29; 3,9; 4,7; 5,1.4.18 und Jak 1,18.21.23f. auf weitere kontextuelle Hinweise zur Deutung der Metaphorik hin befragt und ausgelegt. Im Ergebnis zeigte sich in den einzelnen Texten trotz Übereinstimmung auf der konzeptuellen Ebene eine sehr unterschiedlich ausgeprägte Metaphorik. Mit Hilfe des Ursprungsbereiches GEBURT/ ZEU- GUNG, der einen allseits als gut bekannt vorauszusetzenden Lebensbereich aufruft, vermögen es die Texte auf je eigene kreative und ausdrucksstarke Weise, die Veränderungen und neuen Potenziale, die das Leben der christusgläubig gewordenen Adressierten beinhaltet, auszudrücken. Dazu gehören u.a. die Eingliederung in eine neue Familie, ein im Himmel verheißenes Erbe, die Versicherung, aus unvergänglichem Samen abzustammen, das Wort angeboren in sich zu tragen, frei geworden zu sein von den Festlegungen der früheren Existenz, durch Gottes zeugendes Wirken das Leben überhaupt erst erhalten zu haben etc. Die Metaphorik der GEBURT/ ZEUGUNG zum Ausdruck einer GRUNDLEGENDEN ERNEUERUNG DES LEBENS erweist sich somit als leistungsstark und vielseitig in ihrem Erklärungsvermögen. Der sowohl gegenwartssprachlich als auch dogmatisch-frömmigkeitsgeschichtlich geprägte Begriff „Wiedergeburt“ wird sich aus der exegetischen Literatur zwar so leicht nicht eliminieren lassen, er entspricht dieser Vielfalt jedoch in keiner Weise und sollte aufgrund der oben angerissenen methodischen Problem zumindest nicht mehr ohne gründliche Erklärung des damit Gemeinten benutzt werden. Die Ergebnisse der Untersuchung können u.a. eine gute Grundlage sein, um zu überprüfen, an welchen Stellen die gegenwärtig v.a. im pfingstkirchlich-charismatischen Kontext häufige Rede von „Wiedergeburt“ den neutestamentlichen Befund exegetisch verkürzt oder ihm sogar zuwiderläuft. Auch eine weitere Analyse der Metaphorik in weiteren frühchristlichen Schriften ist auf der Basis der geleisteten methodischen Klärung sehr gut denkbar, ebenso eine Weiterverfolgung der Thematik durch die Kirchen- und Dogmengeschichte.

 
 

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Textvergrößerung und Kontrastanpassung