Organizational Structure, Technological Change and Rising Wage Inequality in Germany: an Empirical Study Using Linked Employer-Employee Data
Final Report Abstract
Jüngere Studien konnten zeigen, dass sich im deutschen Arbeitsmarkt spätestens seit den 1990er-Jahren ein Wandel vollzogen hat, durch den sich der Zugang zu betrieblichen Ressourcen für ArbeitnehmerInnen zunehmend selektiv gestaltet – günstiger für Hochqualifizierte, aber schwieriger für Personen mit geringen Qualifikationen und Löhnen. Zudem ist aus der Forschungsliteratur bekannt, dass diese zunehmende Ungleichheit beim Zugang zu attraktiven betrieblichen Arbeitsmarktstrukturen den Anstieg der Lohnungleichheit im selben Zeitraum signifikant mitbefördert hat. Zielsetzung des Projekts war es, jene Prozesse zu konkretisieren, durch die sich dieser folgenreiche organisationale Wandel vollzieht. Im Blickfeld standen dabei einerseits (i.) Entwicklungen, welche die Lohnstruktur auf dem Weg einer veränderten Zuweisung von Beschäftigtengruppen auf Betriebe gespreizt haben und andererseits (ii.) Entwicklungen, welche über zunehmend ungleiche Lohnniveaus zwischen Betrieben zu verstärkter Lohnungleichheit zwischen ArbeitnehmerInnen beigetragen haben. Die dazu im Rahmend es Projekts durchgeführten empirischen Analysen nutzten das Potenzial, das sich aus der Verknüpfung einer durch das IAB seit 1993 wiederholt durchgeführten Betriebsbefragung mit längsschnittlichen Verwaltungsdaten der Bundesagentur für Arbeit ergibt. Eine Studie im Rahmen des Projekts durchgeführt wurde, nahm im Sinne von (i.) die Ausgliederung von ArbeitnehmerInnen in separat geführte Betriebe und atypische Beschäftigungsformen ins Blickfeld. Da derartige Ausgliederungen überproportional Niedrigqualifizierte betreffen, wurde in Längsschnittanalysen untersucht, ob derartige Maßnahmen die Löhne verbleibender Beschäftigter erhöhen oder verringern. Wäre Ersteres der Fall, dann würde vertikale Desintegration in besonderer Weise zur beschriebenen Polarisierung beim Zugang attraktiver Arbeitsmarktstrukturen beitragen. Im Ergebnis zeigte sich, dass dies tendenziell der Fall ist, insbesondere für die Beschäftigung von LeiharbeiterInnen, dem im Untersuchungszeitraum quantitativ bedeutsamsten Auslagerungstyp. Überdies legen die Ergebnisse nah, dass das Vorliegen von Mitbestimmungsrechten und ökonomischen Bedingungen, die deren Ausübung begünstigen, zu den Voraussetzungen gehören, unter denen vertikale Desintegration die Position verbleibender ArbeitnehmerInnen moderat verbessern können. In einer weiteren Untersuchung wurde die Einführung der europäischen Währungsunion in den Blick genommen und gezeigt, dass diese in moderatem Umfang die Ertragslage von Exportbranchen relativ zu Branchen verbessert hat, die für den Binnenmarkt produzieren und deren Nachfrage stärker von niedrigen Realzinsen abhängt. Durch eine Kombination von Trend- und Panelanalysen konnte dargestellt werden, wie dieser Effekt in moderatem Umfang Ressourcen von Betrieben, deren Beschäftigte sich überproportional im unteren Bereich der Lohnverteilung befinden, hin zu Betrieben verschob, deren Beschäftigte überproportional hohe Löhne erzielen. Weitere während der Projektlaufzeit in Kooperation mit anderen WisschaftlerInnen begonnene Untersuchungen dauern an. Hier richtet sich das Erkenntnisinteresse (i.) auf den Einfluss veränderter betrieblicher Strukturen auf die im Kohortenvergleich nach Qualifikationsniveau zunehmend ungleiche intragenerationale Mobilität, (ii.) die Bedeutung von betrieblichen Schließungsprozessen im Verhältnis zu Prozessen, die auf der Ebene von Branchen und Berufen wirken, sowie (iii.) die Moderation der qualifikationsspezifischen Wirkung von Technologieinvestitionen über betriebliche Strukturen.
Publications
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2017. Mercantilist dualization: the introduction of the Euro, redistribution of industry rents, and wage inequality in Germany, 1993-2008. Socio-Economic Review
Ochsenfeld, Fabian
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2018. Lohnbildung und Lohnverteilung. S. 261-309 in Martin Abraham und Thomas Hinz (Hrsg.), Arbeitsmarktsoziologie: Probleme, Theorien, empirische Befunde. 3. Auflage. Wiesbaden: Springer VS
Gangl, Markus
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2018. The relational nature of employment dualization: Evidence from subcontracting establishments. European Sociological Review 34 (3): 304-318
Ochsenfeld, Fabian