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Umweltgerechtigkeit - Soziale Verteilungsmuster, Gerechtigkeitseinschätzungen und Akzeptanzschwellen lokaler Umweltbelastungen

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2015 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 257644768
 
Erstellungsjahr 2020

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im Rahmen des im deutschen Sprachraum wenig bearbeiteten Forschungsfeldes zur Umweltgerechtigkeit („Environmental Justice“) wurden in den vier Städten Mainz, Hannover, Zürich und Bern zum einen Umfragedaten zu wahrgenommenen Umweltbelastungen im eigenen Wohnumfeld erhoben, zum anderen offizielle Umweltbelastungsdaten gesammelt und analysiert. Inhaltlich zentral war dabei die Frage nach dem Sozialgradienten lokaler Umweltbelastungen, also deren Zusammenhang mit sozioökonomischen Faktoren sozialer Ungleichheit (Einkommen, sozialer Status, Migrationshintergrund). Methodisch ging es auch darum, das Potenzials einer Verknüpfung subjektiver Umfragedaten mit objektiven, GIS-basierten Wohnumfeld-Daten auf der Ebene von Haushalten bzw. Personen genauer auszuloten. Insgesamt wurden im ersten Schritt rund 7.500 Personen auf der Grundlage von Einwohnermelderegister-Stichproben in den vier Städten schriftlich befragt. Ein Jahr später erfolgte eine Online-Nachbefragung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der ersten Befragungsrunde. Die Umfragedaten konnten mit diversen, von Stadt zu Stadt unterschiedlichen administrativen Umweltbelastungsdaten und Daten zu Umweltressourcen (städtische Grünflächen) verknüpft werden. Neben diversen Einzelbefunde ist das markanteste Ergebnis der Studie, dass die Zusammenhänge zwischen Merkmalen des sozialen Status und wohnumfeldbezogenen Belastungsfaktoren (Lärm, Luftverschmutzung, etc.) in allen vier Städten relativ schwach ausgeprägt sind. Mithin findet die Sozialgradienten-Hypothese nur eine begrenzte Bestätigung. Klarer zeigt sich, dass statushöhere Haushalte und Personen sich besser vor objektiven Umweltbelastungen in ihrem Wohnumfeld abschirmen und schützen können („environmental shielding“-Hypothese). Auch eine weitere Ausgangsvermutung des Projekts, nämlich dass lokale Umweltbelastungen ein wesentlicher Stimulus für die Beteiligung an Umweltprotesten sind, erwies sich nur teilweise als haltbar (z.B. eher für Fluglärm als für Straßenverkehrslärm). Die Studie belegt, dass die Umweltgerechtigkeits-Forschung und allgemeiner die Survey-Forschung insgesamt durch eine Anreicherung ihrer Daten durch „objektive“ GIS-basierte Wohnumfeld-Daten profitieren kann. Allerdings ist die Verknüpfung der beiden Datenarten aktuell noch recht aufwendig und erfordert spezielle Kenntnisse, was eine Routine-Nutzung räumlicher Umfelddaten in Bevölkerungsumfragen erschwert.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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