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Semantische Tranformationen im 20. Jahrhundert: Rationalisierung, Ästhetisierung, Technisierung, Medialisierung

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2014 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 258180652
 
In vier Fallstudien untersucht das Projekt Transformationsphasen der Semantik kollektiver Selbstdeutung im deutschsprachigen Raum zwischen der Jahrhundertwende und 1990. Heuristisch im Zentrum stehen dabei vier semantische Felder, die sich auf je verschiedene Weisen im Laufe des 20. Jahrhunderts zu Prozessbegriffen verdichtet haben und heute wichtige Konzepte der zeitgeschichtlichen Forschung darstellen: Rationalisierung, Ästhetisierung, Technisierung und Medialisierung. In der historisch-semantischen Untersuchung der Herkunftskontexte dieser Prozessannahmen will das Projekt übergreifende Grundstrukturen der historisch-sozialen Selbstverständigung im 20. Jahrhundert herausarbeiten. Den vier semantischen Feldern entsprechen vier ideengeschichtliche Phasen des 20. Jahrhunderts: Erst die neu entstehende Sozialwissenschaft um 1900 machte aus dem Begriff der Rationalität einen Prozess der Rationalisierung; erst die moderne Kunst der Zwischenkriegszeit verband mit der ästhetischen Darstellung von Wirklichkeit den Anspruch ihrer Ästhetisierung; erst die Technikerfahrungen der Mitte des 20. Jahrhunderts führten zur Annahme einer Technisierung der gesamten Gesellschaft; und erst die Vereinheitlichung der Medien durch audio-visuelle Elektronik hatte die Vorstellung einer allgemeinen Medialisierung der politischen Kultur zur Folge. In diesem mehrfachen Trend zur Prozessualität drückte sich, so die Ausgangshypothese des Projekts, ein grundlegender Wandel der historisch-semantischen Selbstverständigung im 20. Jahrhundert aus: Die Diskurse, die jene vier Prozessbegriffe möglich machten, reflektierten nicht nur neue Erfahrungen und neue Erwartungen, sondern setzten sie auch strukturell in ein neues Verhältnis zueinander: sie postulierten (affirmativ oder kritisch) einen rasanten Wandel und artikulierten zugleich den Anspruch auf seine Einhegung und Kontrolle; sie objektivierten und anonymisierten menschliche Kulturleistungen und unterstellten ihnen zugleich eine kalkulierbare Dynamik; sie deuteten Gegenwartserfahrungen im Horizont angenommener Entwicklungen und errichteten zugleich einen imaginären Raum erwartbarer Erfahrung. Den Herkunftskontexten der vier Transformationsbegriffe widmen sich die vier Teilstudien des Projekts jeweils dort, wo sie sich als Leitideen der Selbstverständigung allmählich herausbildeten, zu Prozessvorstellungen verdichteten und popularisiert wurden. Die erste Teilstudie untersucht die Begriffsgeschichte des Wissens, der Wissenschaft und der Verwissenschaftlichung um 1900. Die zweite Teilstudie untersucht das so intensiv wie vielfältig diskutierte Verhältnis von Faktizität und Fiktionalität in der Zwischenkriegszeit. Die dritte Teilstudie untersucht den Technikdiskurs vor und nach 1945 als Medium der Aufarbeitung von Machbarkeits- und Katastrophenerfahrungen. Die vierte Teilstudie schließlich untersucht de semantischen Veränderungen politischer Grundbegriffe im Kontext ihrer audiovisuellen Repräsentation seit den 1960er Jahren.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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