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Grenzgebiete? - Kulturelle Identitäten nördlich und südlich des Thüringer Waldes zur Zeit der Linearbandkeramik

Antragstellerin Dr. Jessica Siller
Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2014 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 258738554
 
Die Erforschung der Linearbandkeramik ist in den letzten Jahrzehnten intensiv vorangetrieben worden, wobei vor allem die großflächigen Ausgrabungen im rheinischen Braunkohletagebau und deren sorgfältige Bearbeitung enorme Kenntnisse geliefert haben. Andere Regionen sind allerdings weniger gut aufgearbeitet, weshalb an dieser Stelle die Grundlagenforschung einsetzen muss. Bisher innerhalb der Forschung vernachlässigte Gebiete müssen systematisch untersucht werden, um einen objektiven Blick auf die Linearbandkeramik zu erhalten. Das vorliegende Projekt beschäftigt sich mit der Linearbandkeramik nördlich und südlich des Thüringer Waldes. Die beiden Bearbeitungsgebiete, Unterfranken und das südliche und mittlere Thüringen, bedürfen dringend einer Neubearbeitung. Gerade im Hinblick auf ihre zentrale Lage im Verbreitungsgebiet der Linearbandkeramik und damit einhergehend ihrer Lage im Spannungsfeld zwischen rheinischer und mitteldeutscher Ausprägung der Kultur sind sie von besonderem Interesse. Basis des Projektes ist eine systematische Aufnahme und Auswertung von Keramikinventaren ausgewählter Fundstellen. Ein Ziel ist es dabei, allgemeingültige Referenzchronologien zu erstellen, die beiden Gebieten bisher fehlen. Mit Hilfe von begrenzt auftretenden, spezifischen Verzierungsspektren, den Indikatoren für so genannte Stilprovinzen, ist es möglich, Kontakte zwischen den beiden Regionen nachzuweisen und zu klären, inwiefern der Thüringer Wald als natürliche Barriere eine tatsächliche Grenze innerhalb des Kulturtransfers darstellte. In Verbindung mit den chronologischen Informationen lässt sich feststellen, von welchem Gebiet aus die Motivation zu diesen Kontakten ausging. Dadurch ergeben sich Hinweise zur Ausbreitung der Linearbandkeramik. Ergänzt werden die Untersuchungen durch GIS-basierte Analysen. Dabei sollen unter anderem Berechnungen zur Siedlungsdichte mit chronologischen Informationen kombiniert werden, um so Erkenntnisse zum Siedelverhalten zu erlangen. Mit Hilfe von Geoinformationssystemen ist es möglich, kulturelle Abläufe zu visualisieren und somit greifbar zu machen. Weiterführend werden Netzwerkanalysen vorgenommen, um Informationen zur sozialen Struktur der Siedlungsverbände zu erhalten. Innerhalb der archäologischen Forschung müssen solche Untersuchungen weiterhin als Desiderate angesehen werden. Ziel des Projektes ist es, ein differenziertes Bild der Linearbandkeramik in Unterfranken und Thüringen zu erstellen. Zusätzlich wird die Frage nach kulturellen Kontakten zwischen den beiden Gebieten geklärt. Letztendlich kann es erstmals gelingen, diese Fundprovinzen in das Gefüge der bandkeramischen Kultur Mitteleuropas einzugliedern und die bisherigen Forschungsmeinungen zu überprüfen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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