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Anja Fügert, Die Neuassyrische und Spätbabylonische Glyptik aus Dur-Katlimmu/Magdalu. Band 16 der Buchreihe: Berichte der Ausgrabung Tall Schech Hamad/Dur-Katlimmu (BATSH)

Fachliche Zuordnung Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Förderung Förderung von 2014 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 259919699
 
Gegenstand des Buches sind 1521 Trägerobjekte mit bildlichen Gravuren oder Abdrücken solcher (Glyptik), die im Verlauf von dreißig Ausgrabungskampagnen zwischen 1978 und 2008 in Tell Schech Hamad (Syrien), der neuassyrisch-aramäischen Stadt Dur-Katlimmu / Magdalu, geborgen werden konnten. Sie stammen aus Fundkontexten, die mit Hilfe von vergesellschafteten Schriftträgern in die Zeit vom Anfang des 8. Jahrhunderts bis ins 6. Jahrhundert datiert werden können. Der überwiegende Anteil ist in das 7. Jahrhundert einzuordnen, dessen Glyptik durch fehlende Datierungszusammenhänge bisher nicht gut bekannt war.Im Gegensatz zu der üblichen, vom Ausgrabungskontext losgelösten Bearbeitungsform glyptischer Korpora besteht der methodische Ansatz hier darin, die Objekte in ihrem Kontext zu verorten und daraus Schlüsse auf die seinerzeitige Verwendung und die gegebene gesellschaftliche Struktur zu ziehen. Zu diesem Zweck werden die Kontexte in primäre bis tertiäre Ablagerungsvorgänge klassifiziert. Die Herstellung des Bezuges zu den stratigraphischen Einheiten und Zusammenhängen erfolgt unter Verweis auf die schon publizierten Berichte und Analysen, unter denen die gerade erschienene Arbeit von Kreppner/Schmid zur Stratigraphie und Architektur des Roten Hauses (BATSH 11, 2013) eine besondere Stellung einnimmt, weil ein sehr großer Anteil des glyptischen Korpus' aus den Grabungskontexten des Roten Hauses stammt. Durch die Kontext-Vergesellschaftungs-Analysen kann zum ersten Mal der Wandel vom Roll- zum Stempelsiegel in der Siegelpraxis siedlungsstratigraphisch und statistisch nachvollzogen werden, was zu dem Ergebnis führt, dass der Wandel früher als bisher angenommen eingesetzt hat.Andere Beobachtungen wie die Mehrfachsiegelungen von Objekten, die Verwendung von Schmuck als Siegelersätze oder der Gebrauch von Langetten erlauben weitere funktionale Einsichten in die Haushaltsführung und Administration der architektonischen Herkunftskomplexe sowie der Eigentümer. Neu ist die Beobachtung der Vergesellschaftung von Tonverschlussfragmenten mit Zählsteinen (Calculi), die auch in Ziyaret Tepe beobachtet werden konnte und auf eine besondere Art von Buchführung schließen lässt.Aber auch der kunsthistorisch orientierte Leser kommt auf seine Kosten. Die bisherigen „Stilgruppen", die zugleich eine chronologische Leitfunktion hatten, werden durch die Analyse von Motivlaufzeiten vielfach obsolet. Die zahlreichen Einzelbeobachtungen zu Motiven, Themen und Materialien erhalten aus ihrer Bindung an den chronologisch zu verortenden Kontext neue Wertigkeiten. Zugleich ersetzt die Verfasserin die „Stilgruppen" durch „Gestaltungsgruppen", weil sie der Meinung ist, dass das Material die Gestaltungstechnik und damit die Darstellungsform bestimmt. Im überregionalen Vergleich wird das Verhältnis des glyptischen Korpus aus Dur-Katlimmu/Magdalu zu Zentral-Assyrien einerseits aber auch zur Levante andererseits diskutiert. Insgesamt ist in dem Band beste weil nachhaltige Grundlagenforschung zur neuassyrischen und spätbabylonischen Glyptik betrieben worden, die ihre Wirkung auf die wissenschaftliche Gemeinschaft nicht verfehlen wird.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

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