Between Ash'arism and Maturidism. Abu Shakur al-Salimi (4th/11th Century) and his Tamhid fi bayan al-tauhid
Final Report Abstract
Das Forschungsprojekt konzentrierte sich auf das arabische theologische Werk Kitâb at- Tamhîd fî bayân at-tauhîd ("Einführung in die Erklärung des Monotheismus") des mâturîditischen Autors Abu Shakûr as-Sâlimi (5./11. Jh.). Zwar steht diese sunnitische theologische Strömung, die auf den in hanafitischer Tradition stehenden Juristen und Theologen Abû Mansûr al-Mâturîdî (gest. 333/944) zurückgeführt wird, nicht mehr in dem Maße am Rad des Forschungsinteresses, wie es noch vor einigen Jahren der Fall war. Trotzdem besteht sowohl in Bezug auf das Textmaterial, das der Forschung in edierter Form zur Verfügung steht, als auch hinsichtlich der Aufarbeitung theologischer Inhalte der Mâturîdîya noch erheblicher Forschungsbedarf. Auf diesem Hintergrund fand die Projektarbeit auf verschiedenen Ebenen statt. Ein formales Ziel des Forschungsprojektes bestand in der Erweiterung der Textbasis, auf der eine weitere Beschäftigung mit mâturîditischen Lehren erfolgen kann. Dazu wurde eine textkritische Edition des Tamhîd auf der Grundlage zahlreicher Handschriften und Drucke erstellt; in diesem Kontext war ein mehrwöchiger Forschungsaufenthait in St. Petersburg erforderlich. Neben der editorischen Ebene fand im Kontext der Projektarbeit auch eine Auseinandersetzung mit den Inhalten des Tamhîd statt. Dabei wurde zunächst eine deutschsprachige Zusammenfassung des gesamten Textes erarbeitet, die sich an den Kapiteln und Abschnitten der arabischen Vorlage orientiert. Im Blickpunkt standen hier auch Angehörige der sich in den letzten Jahren weiter konsolidierenden bekenntnisgebundenen Studiengänge „Islamische Theologie", „islamische Studien" o.ä., denen auf diese Weise ein systematisches theologisches Werk auch ohne umfassende Kenntnisse des Arabischen zugänglich gemacht wurde. Ein zweiter Bereich der inhaltlichen Arbeit mit der edierten Schrift betrifft die Beleuchtung einzelner Themen, die innerhalb der islamischen Theologie besonders umstritten waren, in Form von einzelnen Fallstudien. Die Untersuchung des Textes in seinem theologiegeschichtlichen Umfeld stellt insofern einen Beitrag zur islamwissenschaftlichen Forschung dar, als hier zum ersten Mal in theologischen Schriften der Hanafîya-Mâturîdîya Abû I-Hasan al-Ascari und seine Schule genannt und kritisch diskutiert werden. Es lässt sich aus dem Text also herauslesen, um welche Themen die früheste innersunnitische Auseinandersetzung kreiste, und inwieweit rationale Grundlagen der sunnitischen Theologie zum Tragen kamen. Einzelne Aspekte des Forschungsprojektes konnten auf internationalen Fachtagungen vorgestellt und diskutiert werden. Dabei zeigte es sich, dass auch im zentralasiatischen Ursprungsgebiet des Maturîditentums, insbesondere im heutigen Usbekistan, ein großes Interesse an der eigenen islamisch-theologischen Tradition besteht. Die Kontakte zu Fachkollegen aus diesem Gebiet, die während dieser Tagungen entstanden, erwiesen sich insbesondere für die Beschaffung von handschriftlichem Material als äußerst wertvoll. Auch die Organisation und Durchführung eines Workshops zu al-Mâturîdî und seinen Nachfolgern in der neueren Forschung, an dem neben europäischen Teilnehmern auch Forscher aus Usbekistan teilnahmen, ist in diesem Zusammenhang eines internationalen Austausches zu sehen. Dass die theologische Tradition auch als wichtiges Element einer nationalen Identität verstanden wird, beweist nicht zuletzt die Einladung nach Samarkand als Referentin bei einer Konferenz über die zentralasiatische Renaissance in der Geschichte der Weltkultur, bei der auch Vertreter der usbekischen Regierung anwesend waren. Als Ergebnisse von Beiträgen zu diesen Konferenzen sind neben zahlreichen fruchtbaren Diskussionen auch die meisten der unter 1. angeführten Publikationen zu nennen. Eine umfassende Monographie wurde bereits vom Gorgias-Verlag zur Veröffentlichung im Jahr 2018 angenommen. Diese Monographie wird die textorientierten wie auch die inhaltsorientierten Ergebnisse des Forschungsprojektes beinhalten. Offen bleiben müssen Fragen der Einordnung mâturîditischer Theologie in einen weiteren geistesgeschichtlichen Kontext, insbesondere die Bedeutung philosophischer Diskurse für die Ausarbeitung epistemologischer und ontologischer Grundlagen für diese Theologie. Eine Untersuchung dieser Zusammenhänge könnte wertvolle Beiträge nicht nur für die Erforschung einzelner Felder der islamischen Theologie, sondern auch für eine genauere Bestimmung der Rolle islamisch-philosophischer Diskurse für die Entwicklung rationaler theologischer Systeme im Allgemeinen, der mâturîditischen Theologie im Besonderen leisten.
Publications
- „Gottes umfassender Wille. Erklärungsmuster islamischer Theologen zur Existenz des Bösen", in: Internationaler Kongress „Horizonte der islamischen Theologie"; 1. - 5. September 2014, Goethe-Universität Frankfurt am Main
Angelika Brodersen
- „The Divine Will in the Conception of al-Māturidi and his Successors", in: "International Symposion on Maturidism: Past, Present and the Future", Papers, 2015, Ankara 2018. 12 S.
Angelika Brodersen
- „Sunnitische Identitätssuche im Transoxanien des 5./11. Jahrhunderts: Abu Šakur as-Sālimi und sein Tamhid fi bayān at-tauhid", in: M, El Kaisy, M. Abdelrehem und R. Hajatpour (Hrgs.): Rationalität in der Islamischen Theologie zwischen Tradition und Modern
Angelika Brodersen
(See online at https://doi.org/10.1515/9783110588576-017)