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Palynomorphen- und Chironomiden-basierte Untersuchungen der Ökosystem- und Klimadynamik im Ostseegebiet während der Eem-Warmzeit, der Weichsel-Eiszeit und des Holozän

Antragsteller Dr. Ulrich Kotthoff
Fachliche Zuordnung Paläontologie
Förderung Förderung von 2014 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 261215661
 
Das Hauptziel dieses Projekts ist die Identifizierung und Quantifizierung der Ökosystem- und Klimadynamik in der Ostseeregion vom Eem-Interglazial bis zum Holozän. Dieses Ziel soll über die Generierung von Palynomorphen-Datensätzen von fünf Sites erreicht werden, die im Rahmen der IODP-Expedition 347 erbohrt wurden. Es wird eine jahrtausend- bis jahrhundert-skalige Auflösung angestrebt. Pollen und Sporen sollen analysiert werden, um terrestrische Ökosystem- und Klimaänderungen zu erfassen. Quantitative Niederschlags- und Temperaturdaten sollen unter Anwendung des Co-Existenz-Ansatzes und der Technik der modernen Analogen anhand der Pollenvergesellschaftungen ermittelt werden. Dinoflagellatenzysten und weitere marine Proxies aus marinen Sedimenten sollen in denselben Proben wie die terrestrischen Palynomorphen analysiert werden, um zeitgleiche Temperatur- und Salinitätsänderungen im Marinen qualitativ rekonstruieren zu können. Eine wichtige Arbeitshypothese ist, dass Vegetations-basierte Methoden zur quantitativen Klimarekonstruktion zwar für länger anhaltende Warmphasen, insbesondere für das mittlere/späte Eem und das mittlere/späte Holozän, präzise Resultate bringen werden, dass aber Rekonstruktionen für kürzere Warmphasen (z.B. für die Interstadiale der Weichsel-Eiszeit) und für die Anfangsphasen der Interglaziale durch Migrations-Effekte behindert werden können. Da die zu untersuchenden Sites entlang einer Route von der nördlichen zur südlichen Ostsee liegen, wird es möglich sein, Migrations-Effekte zu identifizieren, sofern konsistente Altersmodelle für alle Profile erstellt werden können. Weiterhin sollen die Überreste von Chironomidenlarven verwendet werden, um für Proben aus lakustrinen Sedimenten vegetationsunabhängige Klimadaten zu ermitteln. Für den marinen Bereich sollen neben Dinoflagellatenzsysten weitere, von Kooperationspartnern untersuchte Proxies eingesetzt werden, um qualitative und quantitative Temperaturdaten rekonstruieren zu können. Die Ostseeregion ist ein besonders interessantes Gebiet für die vorgeschlagenen Analysen, da sie sich in einer Zwischenposition zwischen Mittel- und Südeuropa befindet. Weiterhin umfassen ihre Randbereiche verschiedene biogeographische Zonen: boreal (Taiga-artig) im nördlichen Teil, kontinental im südlichen Teil (gemäßigte Mischwaldzone). Hohe Sedimentationsraten in den erbohrten Becken gewährleisten eine hohe zeitliche Auflösung und eine gute Erhaltung der Palynomorphen. Pilotstudien im Vorfeld und während der derzeit stattfindenden IODP-Epedition-347-Onshore-Party zeigen, dass die Palynomorphen-Erhaltung in Feinsedimenten überaus gut ist, und dass lakustrine Sedimente Reste von aquatischen Insektenlarven enthalten. Die Ergebnisse des vorgeschlagenen Projekts werden zu einem detaillierten Einblick in die Umwelt- und Klimadynamik Nordeuropas und zu einem besseren Verständnis der klimatischen Telekonnektionen der Nordhemisphäre während der vergangenen 130 000 Jahre beitragen.
DFG-Verfahren Infrastruktur-Schwerpunktprogramme
Internationaler Bezug Polen, Schweden
 
 

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